Aus den Abruzzen zum Lago Bolsena

Es hat die halbe Nacht noch geregnet, die andere Hälfte habe ich geschlafen. Zeit genug für die Atmosphäre sich umzustellen und auf die Wetter App zu hören. Weil die App sagt, es wird sonnig und es hat keine Wolke am Himmel. Solche Software ist mir am liebsten, sie schreibt was ich will. Wieder der Blick aus dem winzigen Fenster, Perfetto! Passt! Also alles rapidamente eingepackt und im Moto verstaut. Ich glaube, ich ziehe den dicken Pullover doch an, T-Shirt ist wohl zu kalt bei 4 Grad. Schön war es in Santo Stefano di Sessanio, ich werde wiederkommen, es hat mir ausgesprochen gut gefallen. Ciao!

Der Morgen   Abruzzen 9

Langsam fahre ich wieder hoch zum Campo Imperatore, genieße (noch) die kalte, extrem klare Luft, das warme, weiche Licht des Morgens und wenn die Yamaha mal aus ist, die absolute Stille. Lediglich ein relativ böiger Wind ist unangenehm. Eigentlich sollte jetzt die Drohne ihren großen Moment haben und einige geniale Bilder machen. Bei dem Wind völlig unmöglich, also umsonst mitgenommen. Ab und zu sehe ich ein paar kleine Autos, bevorzugt uralte klapprige Opel Corsa. Die Cowboys hier bevorzugen diese Art Fortbewegung um versprengte Rinder oder Pferde zurück zur Herde zu treiben. Hab ich auch noch nicht gesehen, ist aber interessant und funzt scheinbar prima.

Der Morgen   Abruzzen 17

Im Gegenlicht galoppiert eine grössere Herde Pferde genau vor mir über die schmale Straße. Was ein Anblick, diese Tiere, wehende Mähnen und der Atem in der kalten Luft. Die Kamera liegt zwar im Topcase, aber dieses Bild bleibt bei mir intern gespeichert. Was ein Augenblick ….

Der Morgen   Abruzzen 47

Die Berge rund um die Hochebene sind wie gezuckert, sogar mit feinstem Puderzucker. Der Regen von gestern bzw. in der Nacht ist in den Hochlagen in Schnee übergegangen. Ich war schon öfters hier, aber dieser Anblick ist etwas ganz Besonderes, Einzigartiges, Faszinierendes Das erlebt man sicher nicht jeden Tag und ich stehe da, lass alles auf mich wirken. It´s a kind of magic

Der Plan war ein anderer, aber Nebel in den Tälern machte mir nen Strich durch die Rechnung. Ich wollte eine unbekannte, nicht die gewohnte Route fahren, aber es sollte nicht sein. Es macht nicht wirklich Sinn im kalten, feuchten Nebel zu fahren, wenn oben strahlend blauer Himmel ist. Wenigstens bis zum Lago Campotosto wollte ich so fahren, danach muss was Neues her. Der Wind war immer noch sehr böig und warm ist auch anders. So fiel der Entschluss tiefer, runter in die Täler zu fahren, vom Nebel war nichts mehr zu sehen. Frag doch mal Google Maps nach einer Route Richtung Terni, mal sehn was da so kommt. Kann die Software mich zufriedenstellen?

Lago di Campotosto 5

Der Passo dello Lupo, nie gehört, noch je was drüber gelesen, aber der absolute Wahnsinn. Selbst für italienische Verhältnisse ein gigantischer Schilderwald am Beginn. Es gibt nichts was nicht verboten wäre, Wohnmobile, Busse, LKW, Anhänger, Höhenbegrenzung, Breite auch limitiert. Schaun mer halt mal und ich fahr langsam den Berg runter. Oberaffentittengeil ist die einzig richtige und passende Beschreibung für den knapp 6 Kilometer langen Pass. Engste Spitzkehren. atemberaubendes Gefälle und der Weg ist, naja doch etwas asphaltiert. HAMMER, danke Google Maps.

Lago di Campotosto 9

Passo Dello Lupo ---> Klick

Eine wunderbare Fahrerei schließt sich hinter dem Pass an. Es kommen zwar noch mehrere angenehme Bergübergänge, die Monti Reatini sind wohl für viele ein absolut weisses Blatt, praktisch Terra inkognito. Der höchste Berg der Gegend der Monte Terminillo ist über 2200m hoch. Unzählige kleine Landstraßen mit wunderbarer Streckenführung, dies und das zu sehen und zu erleben. Die Cascata delle Marmore ist ein künstlich geschaffener Wasserfall, um die 200 v.Chr. wurde die Anlage von den Römern angelegt. Es ist einer der höchste Wasserfall Italiens mit 165m Höhe. Infos gibt es hier -->Klick 

Von Leonessa nach Terni zu fahren ist für mich immer wieder ein Erlebnis. Was eine hammerharte Streckenführung, mit der Ducati hier lang zu bollern war echt ein Highlight, diese Jahr mit der Yamaha macht es kaum weniger Spass. Es fehlt etwas der Bumms des V2 , aber sonst kann ich mich nicht beklagen, im Gegenteil. Das Tracer macht das alles perfekt, dafür muss ja ein Haufen Gepäck mitgeschleppt werden. Unten im Tal angekommen passiere ich kurz vor Terni noch den Lago di Piediluco. Ein wunderschön gelegener See, da sollte ich mal nach einem geeigneten Hotel für mich suchen. Das wäre eine ideale Relais Station für Tagestouren in der Region.

Latium liegt hinter mir und ich befinde mich wieder in Umbrien. Terni ist für mich jedes Mal ein nicht benötigtes Übel. Etwas chaotische Wegführung und gefühlt mehr Blitzer wie Einwohner. Die Radarwarner App im Smartphones leistet hervorragende Dienste, die wird mit einem kalten Bier heute Abend dafür belohnt. Unterwegs passiere ich mehrere kleine Ortschaften, z.B. Alviano. Das mittelalterliche Städtchen hat ein mächtiges Castello, alles sehr nett anzuschauen und macht die Fahrt recht kurzweilig. Erst mit der Überquerung des Tibers auf die andere Talseite wird es zunehmend flach. Landschaftlich wie auch Mototechnisch, muss auch mal sein, es waren in den letzten Stunden schon genug sehenswerte Spots dabei. Und der nächste Kracher wartet schon.

Eine kleine Stadt wie es sie oft in der Gegend gibt, nicht besonderes eigentlich. Im Kreisverkehr sehe ich den Wegweiser, eigentlich brauche ich ihn nicht, da der Weg vertraut ist. Es geht danach ewig geradeaus, flankiert von dicht an dicht stehenden Häusern. Erst sind einige wenige Fussgänger unterwegs, dann werden es immer mehr. Asiatische Touristen haben wohl immer Schirme dabei, was aber angesichts der hohen Temperaturen und der stechenden Sonne sicher sehr nützlich ist. Es ist dann das Ende der Straße erreicht, einige kleinere Parkplätze für Autos gibt es, ein Moto passt auch ohne Gebühr überall hin. Kamera mit Weitwinkel und Tele ausgepackt, es kann losgehen. Ach so, wo ich bin?

Civita di Bagnoregio

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Civita di Bagnoregio zählt zu den città che muoiono (dt. „sterbenden Städten“), von denen es Hunderte in Italien gibt, da immer weniger Menschen in den kleinen, nur mühsam erreichbaren Bergorten mit durch Bodenerosion und Erdrutsch absturzgefährdeten Gebäuden verbleiben wollen. Um 1990 lebten in Civita di Bagnoregio nur noch sieben bis siebzehn alte Menschen zurückgezogen, bis ein römischer Ex-Manager und zahlreiche Aussteiger und Naturschwärmer in Folge den Ort entdeckten und durch Aufkauf und Sanierung der verlassenen Bauruinen wiederbelebten.

Seither nimmt die Zahl der als Zweitwohnsitze instand gesetzten Gebäude zu, und eine US-amerikanische Universität veranstaltet hier ihre Sommerkurse. Heute ist der Ort auch zum Ferienwohnsitz von Künstlern geworden. Konzerte in der Kirche geben zusätzliche Impulse, Hochzeitspaare wählen den Ort als Kulisse für ihre Hochzeitsfotos. In den sanierten Gebäuden wurden Cafés und Restaurants, ein kleines Hotel und ein Souvenirladen eingerichtet. Selbst US-amerikanische Touristen frequentieren den Ort, u. a., da einem Restaurantbesitzer Wahrnehmung durch die US-Presse und ein Eintrag in US-Reiseführern gelang. Die verbliebenen originären Einwohner des Dorfes nehmen nicht aktiv an diesem neuen Wirtschaftsfaktor teil, allenfalls durch Präsentation von Haus und Garten gegen einen freiwilligen Obolus der Touristen.

Quelle Wikipedia   

 

Bolsena

Bolsena Stadt 00

 

Das heutige Etappenziel ist kurz darauf erreicht, Hotel ist mal wieder nicht unbekannt und direkt am Lago. Es ist noch gut Zeit bis zum Abend essen und so mache ich mich auf den Weg ins Centro. Die kleine Stadt am gleichnamigen See liegt inmitten der Monti Volsini. Die ganze Region ist durch einen ehemaligen (Super)vulkan entstanden, der See ist das Ergebnis einer eingestürzten Magmakammer. Das ist aber schon etwas länger her, der letzte Ausbrauch datiert auf das Jahr 103 v.Chr.

Bolsena Stadt 05

Bis jetzt habe ich da noch nie wirklich geschafft und bin über den Ort erstaunt. Eine wunderschönes Centro Storico mit zahllosen verwinkelten Gassen, kleinen Läden, Restaurants und auf der Piazza die obligatorischen Bars mit Tischen und Stühlen. Man könnte meinen in einem Werbefilm für Italien zu sein. Ich war schon öfters in Bolsena, aber bis hierher habe ich noch nicht geschafft. Ich muss mal wieder den Kopf schütteln, praktisch über mich. Nicht unerwähnt sollten die diversen Eisdielen bleiben. An zwei davon hängt der Hinweis, sie wären unter den Top 100 in Italien. Das könnte schon stimmen, es schmeckt außerordentlich gut, das Gelato.

Bolsena Sonnenuntergang 02

Vor dem Abendessen noch etwas am Lungolago schlendern, ein freier Tisch in der Strandbar lädt zu einem grossen kühlen Moretti ein. Zum Abschluss des Tages noch den wunderbaren Sonnenuntergang geniessen (und fotografieren). Da kann man schon mal ins philosophieren kommen und sich des Lebens erfreuen. Es war ein fast perfekter Tag!