Es war noch tiefster Winter, draußen war es kalt und regnerisch. Für (Motorrad) Reisende die schlimmste Zeit des Jahres 😊 Da neige ich schon mal dazu, allerlei Reiseportale abzuklappern und Preise zu vergleichen. Sicher gibt es die Möglichkeit mit dem Flieger in ein paar Stunden irgendwohin zu düsen und Wärme zu genießen. Ist aber nicht so mein Ding. Dann fiel mir ein, dass ich ja schon lange nicht mehr in Paris war ….
Die Hinfahrt
Bis jetzt war ich immer der Meinung Zugreisen wären ne teure Angelegenheit, aber nach kurzer Recherche und genügend Vorlaufzeit finden sich erstaunlich günstige Tickets nach Paris. Und mit dem Hochgeschwindigkeitszügen der DB sowie der französischen SNCF bin ich noch nicht gefahren. Zeit dies zu ändern.
Um 05:38 fährt die S-Bahn nach Mannheim ab und meine Tochter, die mich diesen Tag begleiten wird, hat es tatsächlich geschafft pünktlich zu sein. Dafür hier schon mal ein Chapeau.
Die Fahrt durch Deutschland zieht sich und der Zug hält mehr oder weniger an jeder Scheune an. Das ändert sich dann rapide, als der ICE auf französisches Gebiet kommt und auf die Schnellbahnstrecke abbiegt. Hallo die Waldfee, das ist ein Tempo, echt der Wahnsinn. So schnell ist nicht mal meine Ducati 😊
Los geht´s
Der Gare de l´Est ist bereits kurze Zeit später erreicht und das Abenteuer Paris kann beginnen.
Nach den drei Stunden stillsitzen einigen wir uns darauf, die ersten Ziele per Pedes zu erkunden. So bekommt man ein einen ersten intensiven Eindruck von der Stadt. Auch war es an der Zeit über ein erstes Frühstück nach zu denken. Die Pariser Bistrots laden immer dazu ein, einen Café zu sich zu nehmen, und auch frisches Pain au Chocolat wird gern dazu genommen.
Notre Dame steht als erstes touristisches Highlight auf der Agenda. Allerdings ist auf dem Weg dorthin das Centre Pompidou eine willkommene Pause. Ein beeindruckender Bau mit seinen vielen verschiedenfarbigen Rohrleitungen, die außerhalb der Fassade angebracht sind.
Am imposanten Hotel de Ville führt uns der Weg zur weltbekannten Pariser Kathedrale. Wer konnte zu dem Zeitpunkt ahnen, dass einige Tage später, dieses monumentale Bauwerk in Flammen aufgehen würde. Welch ein Drama.
Zum Tour Montparnasse
Das ist schon ein Stück zu laufen, also vom Gare de l ´Est bzw. Notre Dame. Aber Füße und mein Handy Akku waren noch in einem guten Zustand. Es macht Spass durch die verwinkelten Gassen zu laufen. Kleine urige Geschäfte, Bistrots und Restaurants haben ihren Charme und sind das Gegenteil zu den grossen Boulevards. Es bietet sich an, bei einem Patissier mal ein paar Eclairs zu kaufen und die handgemachten Grundnahrungsmittel genussvoll zu verzehren.
Der Tour Montparnasse ist ein Hochhaus in der Stadt und mit 210 m Höhe das zweithöchsten Gebäude der Stadt. Nur der Eiffelturm ist höher. Auf dem Tour gibt es eine Aussichtsplattform mit einem fantastischen Blick über die ganze Stadt. Die Tickets hatte ich schon zu Hause gekauft um eventuellen Schlangen an den Schaltern vorzubeugen. Sicher ist halt sicher, aber es wäre eigentlich nicht nötig gewesen.
Oben angekommen hielt sich der Besucherandrang doch in Grenzen, man könnte auch sagen, es war nix los.
Welch ein Panorama
Zum Eiffelturm
Erste kurze Meldung von den Füssen, dass es an der Zeit wäre, mal wieder Pause einzulegen, wurde ernst genommen. Auch musste der Flüssigkeitshaushalt mit einem Café und einer Flasche Badoit wieder ins rechte Lot gebracht werden. Nur der Handy Akku bekam nichts ab und er nahm weiter ab. Cést la vie.
Der Eiffelturm ist ja wohl eines der bekanntesten Wahrzeichen weltweit und deswegen ein absoluter touristischer Magnet. Ich war schon öfters dort, aber meine Tochter kannte den Tour nicht in Live und echt. Jetzt kenn sie ihn!
Busse, Souvenirbuden, einige zwielichtige Gestalten und Polizeipräsenz, das sind meine Eindrücke aus dieser Ecke Paris´. Noch schnell rüber zum Trocadero gelaufen und auch die diese Ansicht des Pariser Wahrzeichen auf Chip gebannt. Dann galt die Devise, schnell weg hier.
La Defense
Es war dann genug mit Laufen, außerdem ist das nun wirklich zu weit. Wozu gibt es U-Bahnen in der Stadt. Ein Carnet am Automaten gekauft und die weitere Erkundung der Stadt verlief wesentlich komfortabler. Füsse und Akku näherten sich einem kritischen Zustand.
La Défense ist ein modernes Hochhausviertel westlich von Paris im Département Hauts-de-Seine und wird von dem Grande Arche dominiert. Ein riesiger Bogen prägt das relativ neue Viertel, eigentlich eine reine Bürostadt mit nicht wirklich Pariser Charme. Sollte man mal gesehen haben, aber der Brüller ist es nicht.
Champs Elysées
Wir steigen am Arc de Triomphe de l’Étoile aus dem U-Bahn-Schacht und sind mittendrin, statt nur dabei.
Der Verkehr am Étoile ist ja sagenumwogen wegen der chaotischen Fahrweise der indigenen Ureinwohner. Aber wer schon mal mit dem Auto oder Moto dort war, weiss auch, alles halb so schlimm. Es wird schon Rücksicht auf den Nebenmann bzw Frau genommen und teilt dies auch gerne lautstark per Hupe mit. Sollte man sich mal in Ruhe ansehen, ist auch eine Attraktion der Stadt.
Die Avenue des Champs-Élysées ist eine der grossen Achsen der Stadt und wohl nicht ganz unbekannt. Alles was Rang und Namen hat, trifft sich dort. Seien es die grossen Militärparaden, die letzte Etappe der Tour de France oder momentan die Gelbwesten. Von Letzteren und deren Protesten sieht man schon das eine oder andere eingeschlagene Schaufenster, auch jede Menge Absperrgitter lohnt nicht wegzuräumen.
Ein letzter Belastungstest für Füsse und Handy Akku stand noch an. Via Place de la Concorde gings zum Louvre und der berühmten Glaspyramide. Wohl auch ein Muss wenn man zum ersten Mal in Paris ist. Und es war wirklich voll am Louvre. Busse ohne Ende, viele, viele Menschen. Das braucht man nicht wirklich, und das Töchterle kann einen Haken dranmachen.
Die Rückfahrt
Mit der Metro zurück zum Bahnhof, mittlerweile qualmten die Fusssohlen und der Handy Akku rollte die weisse Fahne aus. Noch ein paar Büchsen Bier und zwei Sandwich für die Reise organisiert und es konnte wieder zurück gehen.
Ich bin jemand, der wenig mit der Bahn unterwegs ist. Was dann alles passierte, hätte ich vorher nicht geglaubt, wenn es mir jemand erzählt hätte. Auf der Buchungsbestätigung steht – ICE Nr Blabla Abfahrt Gleis 3 – stimmt ! Der ICE steht da, doch er ist kaputt. Auf dem benachbarten Gleis steht ein TGV, mit dem fahren wir nach Hause. Sagt einem auch keiner, aber wir sind dann mal eingestiegen. Während der Abfahrt wurde dann dreisprachig erzählt, dass der ICE kaputt ist. Was keiner erzählt hat ist, dass keine Steckdose in dem Waggon funktioniert hat. Also nix mit Handy aufladen.
Wieder rasend schnell durch Frankreich Richtung Deutschland. Der TGV ist mir deutlich sympathischer wie der ICE, da viel ruhiger und komfortabler. Ist aber nur mein persönlicher Eindruck. Kurz vor der Grenze hielt der Zug in Forbach an und fuhr auch nicht weiter. Warum? Weil kein Fahrplan da war. Es gibt Sachen, die kann man den Enkeln am Lagerfeuer erzählen und es glaubt einem keiner. Geschlagene 25 Minuten hat es gedauert, bis ein Fahrplan gefunden war und die Reise fortgesetzt wurde.
Spät in der Nacht sind wir dann in Mannheim angekommen und mit einer der letzten S Bahnen endgültig nach Hause gefahren.
So war das mit dem Tagestrip nach Paris. Wenn einer eine Reise macht, hat er halt was zu erzählen 😊
Danke fürs Lesen et a la prochaine!
Die Fotos gibt es auch bei Flickr in Farbe und in Stereo ---> Klick
PS : ich habe mir dann doch ein neues Handy gekauft. Jetzt hält der Akku zwei Tage!