Taroudant
Es ist wieder soweit, es geht weiter. Schweren Herzens verlasse ich mein kleines Häusle und drehe noch eine letzte Runde durch Sidi Ifni. Es ist nicht die Frage ob ich wieder komme, sondern nur wann. Also, a la prochaine.
Eine entspannte und ruhige Fahrt habe ich mir für heute verordnet. Keine Experimente wie durch den Antiatlas, sondern ganz gediegenes rollen bis nach Taroudant. Google Maps meint was von 4 Stunden Fahrzeit für die 240 Km, damit kann ich leben. Obwohl mich noch beinahe mal kurz der Hafer gestochen hätte … Eigentlich wollte ich via Tafraoute, also durch die Berge, nach Taroudant fahren. Gestern habe ich aber einem französischen Marokkaner getroffen, der hier mit ner KTM Enduro unterwegs ist. Der hat mich etwas ungläubig angesehen, als ich von meinem Plan erzählte. Nicht mit diesem Moto, keinesfalls wäre das möglich. Hat der Ahnung wo ich schon gefahren bin. Aber wie schon geschrieben, der Verstand hat seltsamerweise gesiegt, der Knall war diesmal der Loser.
Tiznit ist eine einzige Baustelle, also nix mit Café. Das hole ich unterwegs an einer Tanke nach, Super fürs Tracerle, Café au Lait für den Fahrer. Dann kommt der Großraum Agadir und heavy Traffic. Was ein Gewühl und vor allem was ein Gestank. Bald an jeder Kreuzung Stau und mit den Koffern hintendran ist es teileweise etwas eng beim Durchschlängeln. Einmal meinte ich ein leicht kratzendes Geräusch gehört zu haben, kann mich aber auch getäuscht haben.
Als ich gestern die neue Unterkunft via Booking gebucht habe, war ich erstaunt, welche sehr guten Bewertungen einige Hotels haben. Meine Wahl ist auf die Domaine Villa Talaa Resort gefallen, mit insgesamt 9.6 Punkten bewertet. Die Koordinaten in Maps gespeichert und los ging die Sucherei. In der Beschreibung steht auch schon, dass es etwas außerhalb liegt. Das es aber so abseits liegt … Dann waren die Koordinaten nicht so ganz richtig und ich bin über staubige Feldwege durch die Gegend geirrt. Bei 35 Grad Außentemperatur bleibt der Staub aber immerhin gleichmäßig im Gesicht kleben und die Hautfarbe ging dann leicht ins ockerfarbene über. Irgendwann stand ich aber vor einem großen weißen Tor und nach einem kurzen Klopfen öffnete sich das Tor, das Tor zum Paradies.
Solche eine Gastfreundschaft habe ich noch nicht erlebt, einfach grandios, mir fehlen immer noch die Worte. Der Patron begrüßte mich und fragte warum ich nicht auf seine SMS geantwortet habe. Er hätte mich in Taroudant abgeholt und mich hierhergeführt. Schön blöd, wenn man seine Telefon Nummer in Booking.com nicht ändert, wenn eine andere SIM Karte im Telefon ist.
Zwei freundliche Mitarbeiter haben die Koffer und den Tankrucksack getragen, ist mir so auch noch nicht passiert. Dann kam der Patron und zeigte mir mein Zuhause für die nächsten zwei Tage. Eine kleine Suite war für mich reserviert worden. Unglaublich schön und liebevoll eingerichtet. Ich bin aus dem Staunen nicht herausgekommen, während mir gefühlte 1000 Lichtschalter gezeigt wurden. Um es kurz zu machen, ein paar Bilder
Die ganze Domaine ist in einem perfekten Zustand, eine grüne Oase mit verschiedenen Bäumen und Blumen, die sorgsam gepflegt sind. Das Anwesen ist recht groß und ich habe eine Weile gebraucht um mich zu orientieren. Natürlich mit einem fantastischem Pool, an dem Frühstück und Abendessen serviert werden. Und die Kosten? Das „ Zimmer“ kostet 35 € mit Frühstück, das Drei Gang Menu am Abend 15€ . Getränke extra, ein sehr guter Cabernet Sauvignon schlägt mit 10 € zu buche. Man kann schlechter leben, muss es aber nicht!
Tizi n Test
Der Tizi N´Test ist der letzte große asphaltierte Übergang über den Hohen Atlas, den ich noch nicht kenne. Also was machen, richtig, dahinfahren und die Lage peilen. Der Pass verbindet Marrakech mit der Souss Ebene bzw Taroudant und ist die südlichste Möglichkeit die Berge zu überwinden. Und die Berge sind hier richtig hoch, bis über 4100 m über Meeresspiegel erhebt sich die Bergkette. Ganz so hoch will ich nicht hinaus, aber von der Souss Ebene bis zum Pass gilt es 1900 Höhenmeter zu überwinden.
Die ersten Fünfzig Kilometer sind recht öde, es geht mehr oder weniger gerade aus. Ab und zu ein paar Häuser und kurz vor dem Abzweig zum Pass passiere ich Ouled Berhil. Die Straße wir umgehend schlechter und ich überlege ob das jetzt sein muss. Also der Zustand der Straße und der Pass. Die ersten paar Kilometer sind echt für den Popo, aber dann wird die Passstraße schlagartig besser. Freude kommt auf und die Schräglage nimmt zu, aber Attention, junger Mann. Wir sind nicht in Europa und die nächste Kurve kann schon eine sandige oder schlammige Überraschung bieten. Also das Tempo in Richtung Piano angepasst um dafür einen Blick mehr für die majestätische Landschaft übrig haben. Foto Stopp hier und da, so richtig vorwärts komme ich nicht. Aber es ist Urlaub und kein Rennen.
Das letzte Drittel bis zur Passhöhe ist wieder für die Füße. Der Straße hat mehr Löcher als Asphalt, aber dann seh ich schon das Schild, welches den Col signalisiert. Angehalten und das obligatorische Foto gemacht, zwischen durch dem Händler klargemacht, dass ich keine alten Steine brauche und schon ging es weiter, auf der anderen Seite runter. Aber nicht bis nach Marrakech, sondern nach Tinmal.
Die Moschee von Tinmal
Das Ziel der heutigen Tour war erreicht, die Moschee von Tinmal. Sehr imposant steht die Moschee nahe des Ortes Tinmal in ca 1270 m Höhe im Tal des Oued Nfiss Der Bau aus dem 12. Jahrhundert ist sehr gut restauriert und ist auch für Touristen frei zugänglich. Eine sehr imposante Architektur mit mächtigen Säulen bestimmt das Bild der Anlage. Auch sieht man wie wohl überall im arabischen Raum die Löcher zur Aufnahme der Hölzer, die das Schalgerüst getragen haben. Der ganze Komplex wurde von zwei deutschen Architekten in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts restauriert, allerdings ohne Dach.
Die Moschee hat mich schwer beeindruckt, da hat sich der Ausflug definitiv gelohnt. Dann wieder die 800 Höhenmeter bis zum Pass rauf fahren und auf der anderen Seite wieder runter. Auf der Passhöhe zeigte das Thermometer der Yamaha angenehme 25 Grad Außentemperatur, kurz vor Taroudant dann unangenehme 40 Grad. Dann war da wieder die Geschichte mit dem Staub, der mich erfolgreich einfärbte.