Mach ich die Koffer noch an das Tracerle? Reichlich übertrieben für einmal Übernachten, die Klamotten würden auch locker ins Topcase passen. Aber für Sonntag ist eine Kaltfront mit Regen angekündigt und ich habe keine große Lust total durchnässt durch die Gegend zu fahren. Braucht kein Mensch. Also kommen die Regenklamotten mit, großes Geschirr, viel hilft viel.
Dann will ich noch diverse Sachen in Frankreich einkaufen, richtig Rotwein und Käse, sehr gut erkannt. Die Kamera mit 2 Objektiven und die Drohne müssen auch mit. Also gut gefüllt oder overdressed? Egal, es kann dann endlich losgehen.
Samstagmorgen, 5 Uhr 45 und 6 Grad sind die Parameter für die erste Etappe auf der Autobahn Richtung Basel. Es war eine gute Idee doch noch das Winterfutter in Jacke und Hose zu machen. Aus Erfahrung lernen und das schon ziemlich lange.
Zwei Stunden in völliger Dunkelheit fahren, die Sonne geht um diese Jahreszeit erst spät auf, der LED Scheinwerfer der Yamaha begeistert mich immer wieder aufs Neue. Unglaublich hell und eine sehr gute Ausleuchtung der Fahrbahn wissen zu Überzeugen. Zusatzfunzeln ist was für Leute mit billigen Motos.
Die letzte Autobahn Ausfahrt direkt vor der CH Grenze beendet das monotone Fahren, ab jetzt ist der Spass programmiert. Mittlerweile schaffen es die ersten Sonnenstrahlen die Landschaft in ein wunderbares weiches Licht zu tauchen. Dazu Nebelschwaden über den mehr oder weniger abgeernteten Feldern, wirklich traumhaft, wunderschön. Also Kamera ausgepackt und erste Bilder gemacht.
Es ist keine unbekannte Gegend, Jura steht bei mir öfters auf der Agenda und ich weiss, dass heute Abend ein Zimmer im Hotel Jura in St Claude für mich reserviert ist. Wie da hinkomme? Der Weg ist das Ziel und ich fahre wie es mir einfällt. Also ohne Karte oder gar Navi.
Das Doubs Tal zwischen St Ursanne und St Hippolyte fahre ich eigentlich sehr gerne und ist die richtige Einstimmung auf das Kommende. Nur ist das Tal heute Morgen mit Nebel gefüllt und zwar Oberkante Unterlippe. Das Café in St Hippolyte hat zu, da fällt der Entschluss nicht schwer nach Maiche hoch zu fahren. Da hat es keinen Nebel und es sollte deutlich wärmer sein.
Neben der Fruitière von Bonnetage wird ausgiebig gefrühstückt und danach frisch gestärkt. Käse kaufen.
Eine Fruitière ist eine traditionelle Bergkäserei, in der Rohmilch zu Käse verarbeitet wird. Diese Bezeichnung wird im Jura und in den Alpen, sowohl in Frankreich als auch in der Schweiz, verwendet. Lokale Erzeuger bündeln die Milch aus ihren Herden in einem gemeinsamen Verarbeitungsgebiet, oft einer kleinen Genossenschaft, um einen großen, handwerklichen Käse herzustellen.
Quelle Wikipedia
Mit leerem Magen darf ich da nicht reingehen, sonst wird es teuer. Meine Tochter hatte auch noch einen kleinen Einkaufszettel angemeldet und so ging es dann ans Ordern. Natürlich Comté !
Für eine Kennzeichnung als Comté mittels des französischen Schutzsiegels Appellation d’Origine Protegée muss ein Käse insbesondere die folgenden Bedingungen erfüllen:
- Als Herkunft sind Teile der Départements Jura, Doubs, Ain und ein kleiner Teil von Saône-et-Loire zugelassen.[1]
- Die Milch darf nur von Rindern der Montbéliard-Rasse und Simmental française stammen.
- Das Futter darf nur aus den Pflanzen der Jurawiesen bestehen, Silofutter ist verboten.
- Die Reifezeit muss mindestens vier Monate betragen.
….
Jeder Laib, der den Reifungskeller verlässt, wird von einer Expertenjury beurteilt. Dabei können maximal 20 Punkte erreicht werden. Nur Käselaibe mit über 15 Punkten erhalten die grüne „COMTÉ Extra“-Banderole. Mit 13 bis 15 Punkten bekommen sie eine braune Banderole. Werden weniger Punkte erreicht, darf der Käse nicht als Comté verkauft werden, er wird mit einem Gitter in der Rinde gekennzeichnet.
Quelle Wikipedia
Soweit also der grosse Erklärbär. Ich habe mir einfach mal erlaubt, die Fakten hier reinzukopieren. Muss ich nicht alles selber schreiben und schlauer wie Wikipedia bin ich auch nicht.
Und als kleines Schmankerl habe ich noch zwei Vacherin Mont d´Or mitgenommen. Den Weichkäse gibt es Deutschland wohl gar nicht zu kaufen, kein Mensch kennt ihn nicht. Was natürlich sehr gut ist, da somit genug für mich übrigbleibt. Extrem lecker, kann man roh mit frischem Baguette essen oder als Eine-Person-Fondue machen. Etwas Knoblauch in den Käse stecken und gut Weisswein oben drauf und ab in den Backofen …. Hmmmmm.
Ganz billig war der Spass nicht, aber das richtig Teure kommt noch. Etwas Geduld bitte.
Die Landschaft des Jura ist ungemein abwechslungsreich, von Bergen um die 1700 m Höhe bis Flachland ist alles dabei. Käse habe ich schon ge-und beschrieben, dazu braucht es natürlich einen guten Wein. Wo findet man im Jura Weinanbaugebiete? Natürlich in der Region um Arbois, Poligny und Chateau-Chalon. Hervoragende Tropfen wachsen hier und die diversen Reben tauchen die Landschaft in ein buntes Raster aus verschiedenen herbstlichen Farbtönen. Die Spezialität der hiesigen Winzer ist der Vin Jaune. Probiert habe ich den Wein schon, aber ist nicht so mein Fall. Dafür war ich überrascht über die Qualität der Rotweine. Man(n) lernt immer dazu!
Chateau-Chalon ist sehr sehenswert, ein kleiner Ort hoch oben auf einem Hügel. Es sollen hier 150 Leute wohnen, Touristen gibt es an diesem Nachmittag wohl deutlich mehr. Das Dorf zählt zu den schönsten in Frankreich, stimmt würde ich mal sagen. Ich war hier schon diverse Male, aber mit etwas Abstand bin ich immer wieder gerne in Chateau-Chalon.
Beaumes-Les Messieurs ist auch eines der schönsten Dörfer Frankreichs und liegt sehr schön in einem Talkessel der Cirque de Baume. Knapp 100m hoch sind die steilabfallenden Felswände. Dann gibt es noch eine Benediktiner Abtei ca 1100 Jahre alt, jede Menge Cafés, Kneipen und viele grosse Parkplätze. So schön wie es hier ist, ich fahre wieder weiter, ist mir zu viel Trubel.
Jura heisst auch viele Seen und zu solch einem führt mich der weitere Weg in Richtung St Claude. Im Lac Vouglans wird der Ain gestaut und der See erstreckt sich über 30 Kilometer in der Länge. Der drittgrößte Stausee in Frankreich! Woher ich das weiss? Nein, nicht von Wikipedia, sondern von einer Infotafel auf einem Parkplatz. Rund um das Gewässer gibt es reichlich touristische Aktivitäten, Campingplätze und auch ein paar Hotels. Kann man sicher entspannt Urlauben.
Das Jura Hotel Le Panoramic in St Claude kenne ich von einer früheren Reise. Ist meine Preisklasse und die Angestellten sind äußerst freundlich beim Check-in. Ob ich eine Garage für das Tracerle brauche? Nein Danke. Ob ich ein kühles Bier bekomme? Kein Problem!
Warum ich hier nochmal übernachte? Das Restaurant, bzw dessen Küche ist mir in guter Erinnerung geblieben. Sehr gut habe ich dort schon gegessen und dieses Mal wird es wieder so sein. Als Vorspeise gab es Schnecken und danach, sehr zu meiner Freude, Mont d´Or mit etwas Salat. Ein Nougat Parfait mit kandierten Früchten als Dessert rundete den Abend ab. Hmmmmmmm
War auch gar nicht so Teuer, für das Gebotene ein sehr angemessener Preis.
Und was war jetzt ein teurer Spass?