jura ein teurer spass

Das letzte Oktober Wochenende des Jahres 2019 verspricht mit schönem Wetter und Sonnenschein ideale Bedingungen für eine Ausfahrt ins Jura. Indian Summer, knallige, bunte Farben in den Wäldern, draußen sitzen und noch Eclairs und einen Café in der wärmenden Sonne zu genießen. Das sollte viel Spaß verheißen, warum aber teuer? Tja einfach weiterlesen, dann gibt es des Rätsels Lösung.


Mach ich die Koffer noch an das Tracerle? Reichlich übertrieben für einmal Übernachten, die Klamotten würden auch locker ins Topcase passen. Aber für Sonntag ist eine Kaltfront mit Regen angekündigt und ich habe keine große Lust total durchnässt durch die Gegend zu fahren. Braucht kein Mensch. Also kommen die Regenklamotten mit, großes Geschirr, viel hilft viel.

Dann will ich noch diverse Sachen in Frankreich einkaufen, richtig Rotwein und Käse, sehr gut erkannt. Die Kamera mit 2 Objektiven und die Drohne müssen auch mit. Also gut gefüllt oder overdressed? Egal, es kann dann endlich losgehen.

Samstagmorgen, 5 Uhr 45 und 6 Grad sind die Parameter für die erste Etappe auf der Autobahn Richtung Basel. Es war eine gute Idee doch noch das Winterfutter in Jacke und Hose zu machen. Aus Erfahrung lernen und das schon ziemlich lange.

Zwei Stunden in völliger Dunkelheit fahren, die Sonne geht um diese Jahreszeit erst spät auf, der LED Scheinwerfer der Yamaha begeistert mich immer wieder aufs Neue. Unglaublich hell und eine sehr gute Ausleuchtung der Fahrbahn wissen zu Überzeugen. Zusatzfunzeln ist was für Leute mit billigen Motos.

Die letzte Autobahn Ausfahrt direkt vor der CH Grenze beendet das monotone Fahren, ab jetzt ist der Spass programmiert. Mittlerweile schaffen es die ersten Sonnenstrahlen die Landschaft in ein wunderbares weiches Licht zu tauchen. Dazu Nebelschwaden über den mehr oder weniger abgeernteten Feldern, wirklich traumhaft, wunderschön. Also Kamera ausgepackt und erste Bilder gemacht.

 

Es ist keine unbekannte Gegend, Jura steht bei mir öfters auf der Agenda und ich weiss, dass heute Abend ein Zimmer im Hotel Jura in St Claude für mich reserviert ist. Wie da hinkomme? Der Weg ist das Ziel und ich fahre wie es mir einfällt. Also ohne Karte oder gar Navi.

Das Doubs Tal zwischen St Ursanne und St Hippolyte fahre ich eigentlich sehr gerne und ist die richtige Einstimmung auf das Kommende. Nur ist das Tal heute Morgen mit Nebel gefüllt und zwar Oberkante Unterlippe. Das Café in St Hippolyte hat zu, da fällt der Entschluss nicht schwer nach Maiche hoch zu fahren. Da hat es keinen Nebel und es sollte deutlich wärmer sein.

fruitiere

Neben der Fruitière von Bonnetage wird ausgiebig gefrühstückt und danach frisch gestärkt. Käse kaufen.

Eine Fruitière ist eine traditionelle Bergkäserei, in der Rohmilch zu Käse verarbeitet wird. Diese Bezeichnung wird im Jura und in den Alpen, sowohl in Frankreich als auch in der Schweiz, verwendet. Lokale Erzeuger bündeln die Milch aus ihren Herden in einem gemeinsamen Verarbeitungsgebiet, oft einer kleinen Genossenschaft, um einen großen, handwerklichen Käse herzustellen.

Quelle Wikipedia

Mit leerem Magen darf ich da nicht reingehen, sonst wird es teuer. Meine Tochter hatte auch noch einen kleinen Einkaufszettel angemeldet und so ging es dann ans Ordern. Natürlich Comté !

Für eine Kennzeichnung als Comté mittels des französischen Schutzsiegels Appellation d’Origine Protegée muss ein Käse insbesondere die folgenden Bedingungen erfüllen:

  1. Als Herkunft sind Teile der Départements Jura, Doubs, Ain und ein kleiner Teil von Saône-et-Loire zugelassen.[1]
  2. Die Milch darf nur von Rindern der Montbéliard-Rasse und Simmental française stammen.
  3. Das Futter darf nur aus den Pflanzen der Jurawiesen bestehen, Silofutter ist verboten.
  4. Die Reifezeit muss mindestens vier Monate betragen.

….

Jeder Laib, der den Reifungskeller verlässt, wird von einer Expertenjury beurteilt. Dabei können maximal 20 Punkte erreicht werden. Nur Käselaibe mit über 15 Punkten erhalten die grüne „COMTÉ Extra“-Banderole. Mit 13 bis 15 Punkten bekommen sie eine braune Banderole. Werden weniger Punkte erreicht, darf der Käse nicht als Comté verkauft werden, er wird mit einem Gitter in der Rinde gekennzeichnet.

Quelle Wikipedia

Soweit also der grosse Erklärbär. Ich habe mir einfach mal erlaubt, die Fakten hier reinzukopieren. Muss ich nicht alles selber schreiben und schlauer wie Wikipedia bin ich auch nicht.

Mont dor

Und als kleines Schmankerl habe ich noch zwei Vacherin Mont d´Or mitgenommen. Den Weichkäse gibt es Deutschland wohl gar nicht zu kaufen, kein Mensch kennt ihn nicht. Was natürlich sehr gut ist, da somit genug für mich übrigbleibt. Extrem lecker, kann man roh mit frischem Baguette essen oder als Eine-Person-Fondue machen. Etwas Knoblauch in den Käse stecken und gut Weisswein oben drauf und ab in den Backofen …. Hmmmmm.

Ganz billig war der Spass nicht, aber das richtig Teure kommt noch. Etwas Geduld bitte.

 

Die Landschaft des Jura ist ungemein abwechslungsreich, von Bergen um die 1700 m Höhe bis Flachland ist alles dabei. Käse habe ich schon ge-und beschrieben, dazu braucht es natürlich einen guten Wein. Wo findet man im Jura Weinanbaugebiete? Natürlich in der Region um Arbois, Poligny und Chateau-Chalon. Hervoragende Tropfen wachsen hier und die diversen Reben tauchen die Landschaft in ein buntes Raster aus verschiedenen herbstlichen Farbtönen. Die Spezialität der hiesigen Winzer ist der Vin Jaune. Probiert habe ich den Wein schon, aber ist nicht so mein Fall. Dafür war ich überrascht über die Qualität der Rotweine. Man(n) lernt immer dazu!

Chateau-Chalon ist sehr sehenswert, ein kleiner Ort hoch oben auf einem Hügel. Es sollen hier 150 Leute wohnen, Touristen gibt es an diesem Nachmittag wohl deutlich mehr. Das Dorf zählt zu den schönsten in Frankreich, stimmt würde ich mal sagen. Ich war hier schon diverse Male, aber mit etwas Abstand bin ich immer wieder gerne in Chateau-Chalon.

Beaumes-Les Messieurs ist auch eines der schönsten Dörfer Frankreichs und liegt sehr schön in einem Talkessel der Cirque de Baume. Knapp 100m hoch sind die steilabfallenden Felswände. Dann gibt es noch eine Benediktiner Abtei ca 1100 Jahre alt, jede Menge Cafés, Kneipen und viele grosse Parkplätze. So schön wie es hier ist, ich fahre wieder weiter, ist mir zu viel Trubel.

Jura heisst auch viele Seen und zu solch einem führt mich der weitere Weg in Richtung St Claude. Im Lac Vouglans wird der Ain gestaut und der See erstreckt sich über 30 Kilometer in der Länge. Der drittgrößte Stausee in Frankreich! Woher ich das weiss? Nein, nicht von Wikipedia, sondern von einer Infotafel auf einem Parkplatz. Rund um das Gewässer gibt es reichlich touristische Aktivitäten, Campingplätze und auch ein paar Hotels. Kann man sicher entspannt Urlauben.

Das Jura Hotel Le Panoramic in St Claude kenne ich von einer früheren Reise. Ist meine Preisklasse und die Angestellten sind äußerst freundlich beim Check-in. Ob ich eine Garage für das Tracerle brauche? Nein Danke. Ob ich ein kühles Bier bekomme? Kein Problem!

Warum ich hier nochmal übernachte? Das Restaurant, bzw dessen Küche ist mir in guter Erinnerung geblieben. Sehr gut habe ich dort schon gegessen und dieses Mal wird es wieder so sein. Als Vorspeise gab es Schnecken und danach, sehr zu meiner Freude, Mont d´Or mit etwas Salat. Ein Nougat Parfait mit kandierten Früchten als Dessert rundete den Abend ab. Hmmmmmmm

 

Essen st claude

War auch gar nicht so Teuer, für das Gebotene ein sehr angemessener Preis.

Und was war jetzt ein teurer Spass?


 Es geht wieder zurück.

Leider muss ich sagen, eigentlich wollte ich noch einen Abstecher in die Alpen machen, bis zu 24 Grad war die Prognose von Meteo France. Der Scheffe meinte aber, das Wort Urlaub existiert bei dieser angespannten Lage im Unternehmen nicht in seinem Wortschatz. Ich weiss selber, dass wir vor lauter Arbeit kaum noch Land sehen, aber ein Tag … grummel,grummel. Das ist das Los des abhängigen Beschäftigten.

Standard ist die Straße hoch zum Col de la Faucille. Im Frühjahr war das noch teilweise eine üble Rumpelpiste, jetzt ein Top Asphalt auf der Fahrbahn. Das macht echt Laune da hoch zu fahren. Natürlich mit 80Km/h, was sonst. Btw: ich bin gestern drei Mal von der Gendarmerie gelasert worden, aber alles im grünen Bereich gewesen.

Das wäre dann ein teurer Spass gewesen.

Auf der Passhöhe das gewohnte Bild, die Alpen im Gegenlicht, überragt vom Mont Blanc. Es ist einfach ein erhabener Anblick, diese Kulisse mit dem Genfer See … it´s magic.

vue des alpes 3

Relativ zügig fahre ich weiter gen Norden. Zügig in dem Sinne, dass ich diverse Spots auslasse. Da fahr ich dann nächste Jahr wieder hin. Es mangelt dieser Region nicht an Alternativen und das ist auch gut so. Ich bin ja auch oft in Vogesen während der Moto Saison, aber das ist überhaupt kein Vergleich zum Jura.

Das nördliche Doubs Tal zwischen Frankreich und der Schweiz soll mein Ziel sein. Da ist jetzt Indian Summer vom aller Feinsten. Das tief eingeschnittene Tal bietet fantastische Ein- und Ausblicke. Das ist grob gesagt die Gegend zwischen Villers-le-Lac und St Ursanne. Es gibt dort winzig kleine Straßen, extreme Bergauf und Abfahrten.

 

Deswegen hatte ich auch die Drohne mitgenommen. Hier Luftbilder zu machen sollte das fotografische Highlight der Tour werden. Aber es kam anders, es wurde …

Ein teurer Spass

Die Drohne ganz normal geflogen, Bilder gemacht und mich des Lebens gefreut. Wunderbare Perspektiven, die man nur aus der Luft einfangen kann. Alles im grünen Bereich und ich wollte wieder ein Stück zum nächsten Spot weiterfahren.

Also das Teil aus ca 80 m Höhe landen. Schon oft gemacht und eigentlich kein Problem. Bis jetzt …

Auf einmal eine völlig unkontrollierbare Fluglage, nur noch taumeln, trudeln und keine Chance zu reagieren. So ist das kleine Wunderwerk der Technik vom Himmel gefallen und irgendwo in einem Busch stecken geblieben.

Man kann ja die Drohne orten und ich wusste auch relativ genau wo das gute Stück sein musste. Nur ist das Gelände dort extrem steil, durch das Laub rutschig und als Abschluss eine ca 10-15 Meter hohe, senkrechte Felswand. Ich habe vorsichtig versucht etwas näher an die Absturzstelle zu kommen, habe es aber schnell bleiben lassen. Motorradstiefel sind sicher nicht zum Klettern geeignet und die Gefahr für mich, ist die Drohne nicht wert gewesen.

Eine zweite Person zur Sicherung mit Seil wäre hilfreich gewesen, aber war halt nicht dabei. So bleibt das Dröhnle auf der Schweizer Seite liegen, Fuchs und Hase haben was zu spielen.

 

Meine Laune war wohl verständlicher Weise etwas im Keller. Die Mavic Air kostet schon Geld und da dieses nicht auf Bäumen wächst ist es halt ein teurer Spass. Vielleicht hole ich mir was Gebrauchtes als Ersatz, aber im Moment schiebe ich Frust.

Ich bin dann wieder heimgefahren. Keinen Bock mehr gehabt, Frust pur und innerlich über den Verlust geflucht. Außerdem war die vorhergesagte Kaltfront mit Regen im Anmarsch.

Halb Südwestdeutschland unter einem Regengebiet zeigte das Radar in der App. Also auf nach Norden und hoffen, dass der Regen nicht so stark ausfällt. In Freiburg hatte es noch 22 Grad und etwas Sonne im milchigen Himmel. Karlsruhe, stark bewölkt, nur noch 18 Grad und erste leichte Regenspritzer.

Angekommen bin ich bei 9 Grad und strömenden Regen auf den letzten 30 Kilometern. Wettervorhersage hat gestimmt, großes Lob an die Wetterfrösche.

Ein kleines Fazit?!

Bis auf den Verlust des noblen Spielzeugs war es wieder eine gelungene Runde durch meine Lieblingsgegend, Jura geht immer. Es gibt so viel zu sehen, schmecken, riechen und genießen. Jetzt kommt erst mal die Jahreszeit mit, für Moto Fahrer, eingeschränkten Mobilität.

Aber im April oder Mai ….. ob mit oder ohne Drohne

Ich komme wieder!

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