An Tagen wie diesen
Man schaut aus dem Fenster, sieht die trübe graue Nebelsuppe und denkt: War´s das schon? Echt nicht mehr mit dem Motorrad durch die Gegend cruisen und die eine oder andere schöne Ecke (wieder) zu entdecken. November Rain von Guns N´ Roses läuft im Hintergrund, als ich die Wetter Cams nach etwas Sonne durchforste. Natürlich hab ich eine der schönsten Ecken Deutschlands auf dem Radar ….
Es ist Samstag der 22 November 2014 und ich bin unterwegs mit dem Motorrad! Es geht in Richtung Süden, genauer gesagt in Richtung Südschwarzwald. Bei Bad Krozingen verlasse ich die Autobahn und passiere bald danach Staufen, die Faust Stadt. Das Münstertal steigt leicht an in Richtung Wieden und dann passiert es! Die dicke Nebelsuppe wird von ersten gleißend hellen Strahlen durchbrochen. Ein paar Kilometer später und ich fahre unter einem blauen Himmel den Berg hoch. Mit einem Schlag ist die ätzende Anfahrt und die durchdringend Kälte des Nebels vergessen. Es war klug die Sonnenbrille mit zu nehmen.
Nachdem die letzten Ortschaften im Münstertal passiert sind, beginnt der Spaß. Es geht hoch zum Wiedener Eck. Leider sind die Straßen in den schattigen Bereichen noch klatschnass, so dass erhöhte Vorsicht geboten ist zumal das herbstliche Laub noch teilweise auf der Straße liegt. Aber ich fahre ja nicht auf Sieg, sondern auf ankommen. Was bringt es mir durch diese herrliche Landschaft zu rasen ? Nichts!
Die Passhöhe des Wiedener Ecks ist 1035m hoch und man hat einen herrlichen Ausblick auf die Landschaft des Südschwarzwaldes. Oh Schwarzwald, oh Heimat ;-) Die Abfahrt nach Utzenfeld macht Laune und könnte ruhig länger sein. Aber die Region hat einiges zu bieten und nach Präg kann man wieder das Kurvengeschlängel genießen. Todtmoos passiere ich und mache mich auf in den Hotzenwald. Leider nimmt die Bewölkung immer mehr zu, hohe Schleierwolken trüben den blauen Himmel. Dafür ist es angenehm warm und keine Spur vom nahenden Winter ist zu spüren.
Ein überwältigendes Panorama bietet sich dem Reisenden um diese Jahreszeit am Südrand des Schwarzwaldes. Der Blick auf das Alpenpanorama ist atemberaubend, das Schweizer Mittelland liegt unter einer dicken Nebelschicht, nur die Kühltürme der AKWs blasen die warme Abluft wie große Pilze aus den Schwaden. In Strittmatt ,930 m hoch, gibt es eine Schautafel auf der das Alpenpanorama mit allen Bergen genau erklärt wird. Es gefällt mir hier ausgesprochen gut und prima Fotomotive gibt es allemal.
Das war dann für heute der südlichste Punkt der Tour und ich mache mich wieder gen Norden auf. Natürlich nicht auf dem schnellsten Weg, sondern immer ein paar Haken schlagend. Der größte See des Schwarzwaldes, der Schluchsee 930 hoch gelegen und der Titisee haben schon Winterschlaf und es ist menschenleer, welch ein Kontrast zum Hochsommer und seinem Tourismus. Aber da fahre ich eh nicht hier rum.
Am Thurnerpass zweigt die Panoramastraße nach St Märgen und St Peter ab. Die typische Landschaft des Hochschwarzwaldes verlasse ich und fahre die tief eingeschnittenen Täler hinunter. Nach Freiburg im Breisgau ist es nicht mehr weit und das Glottertal ist auch greifbar nahe. Aber was will ich da? Ein Muss, wenn man hier schon mal ist, ist die Auffahrt zum Kandel, dem höchsten Berg des Mittleren Schwarzwaldes. Unterhalb des 1241 m hohen Gipfels ist ein großer Parkplatz auf dem eigentlich immer was los ist. Die Rennradfahrer, welche die 11 Kilometer Anstieg aus dem Elzachtal geschafft haben, lassen sich mehr oder weniger vom Rad fallen. Einige Oldtimer mit 4 Rädern sind auch zu sehen und Moppedfahrer sowieso. Und allen gemeinsam ist, dass sie das herrliche Panorama genießen, welches einem hier geboten wird . Die Rheinebene tief unten, der Blick wandert über den Kaiserstuhl und findet ein Ende an den Vogesen mit dem Grand Ballon. Natürlich heute garniert mit dem Nebel, der wie ein weißes Tuch im Rheingraben liegt.
Das Elzachtal ist nicht sooo prickelnd zu fahren, aber die einzige Verbindung in Richtung Norden wenn man vom Kandel kommt. So habe ich unterwegs Zeit zu überlegen, wohin ich fahren will. Über Biederbach nach Welschensteinach ins Kinzigtal. Haslach via Haidburg ist auch gerne genommen, da wechsele ich gerne mal in den Sportmodus, da die Strecke ein absolutes Schmankerl ist. Aber the Winner is … übers Landwassereck nach Gutach. Wer die Strecke kennt, weiß was das heißt, nicht ganz ungefährlich, aber ein Pass vom Feinsten.
Wolfach ist passiert und ich folge dem Tal des gleichnamigen Flusses. Die Ortschaften werden weniger und als Bad Rippoldsau passiert ist, geht es wieder steil bergauf. Die Straße ist gut ausgebaut, es hat kaum Verkehr und so erreiche ich gut gelaunt nach kurzer Zeit die B 500. Ab Kniebis Alexanderschanze bis nach Baden-Baden wird der Bereich der Bundesstraße auch Schwarzwaldhochstraße genannt (falls es jemand nicht wissen sollte). Touri Route, aber um diese Jahreszeit sieht man nur Fahrzeuge aus der Region.
Im Topcase ist die Fotoausrüstung, diesmal in der XXL Ausführung dabei. Ich wollte, da Neumond ist , eigentlich die Sternenpracht zum Abschluss fotografieren. Da aber der Himmel inzwischen fast total bewölkt ist, wird daraus nichts. Lediglich ein schmaler Streifen klaren Himmels ist über den Vogesen zu sehen. Genau in diesem Streifen geht die Sonne mit einem farbenprächtigen Schauspiel unter. Da hat sich die Fahrt hier hoch trotzdem gelohnt, Sterne kann ich immer noch knipsen.
Die Temperaturen fallen mit dem Untergang der Sonne rasant und mit graust es etwas vor der Heimfahrt. Ab Bühlertal ist dann wieder dicker Nebel angesagt und das Thermometer an der Tanke zeigt schlappe vier Grad . Als ich zu Hause leicht verfroren ankomme, ist der erste Gang zum Kühlschrank. Ein kühles Tannenzäpfle ist der würdige Abschluss dieser fantastischen Tour. Prost!
Ein Überblick über alle Fotos der Tour
So bin ich gefahren
und wenn es jemand genauer wissen will ---> Link zum Motoplaner