Die Anreise
Am späten Nachmittag erreiche ich Marina di Massa. Die Wettervorhersage war ein voller Erfolg, man muss die Wetterfrösche auch mal loben. Es war sehr angenehm bei Sonnenschein und vergnüglichen Temperaturen zu fahren. An die Versiglia, so nennt man den Landstrich zwischen Meer und Alpi Apuane, fahre ich ja mindestens einmal Jahr. Das ist für mich der zentrale Ausgangspunkt für weitere Touren durch Italien, wobei man auch vor Ort bleiben könnte. Es gibt durchaus einige lohnenswerte Ziele und nicht nur zum Motorrad fahren.
Die Sitzbank der Ducati ist jetzt keine Sänfte, bretthart könnte man das stylische Ding auch ohne Übertreibung nennen, aber mit vielen Pausen geht das schon. Eine Comfort Sitzbank ist was für Memmen und Warmduscher, rede ich mir zu und nicke ab und zu zur Bestätigung. Sonst gibt es eigentlich wenig bis gar nichts von der Anreise zu berichten. Es ist Sonntag, morgen ist der 1.Mai und damit überall Feiertag, also war nichts los auf der Bahn. Einige Nachzügler auf dem Weg zum Urlaubsort, keine LKW unterwegs, ein sehr entspanntes Rollen (bis auf das etwas angespannte Sitzfleisch)
Es gibt so gut wie keine Parkplätze mehr am Meer. Mann, Frau auch, die Kinder sowieso, genießen einen Hauch von Frühsommer am Strand des Mittelmeeres. Ein ziemliches Gewusel, genauso wie ich es erwartet habe und man es von Italien kennt. Vor allem am späten Nachmittag wird am Lungomare flaniert und Bella Figura gemacht. Ganze Familien sind unterwegs, der Lärmpegel ist entsprechend, dann muss die elegante Signora den letzten Schrei der Alta Moda vorführen, am Arm den Signore, der nicht weniger elegant daherkommt.
Einige Moto Fahrer cruisen, nein falsch ausgedrückt, sie sprinten im ersten Gang, die anderen sind scheinbar ausgebaut bzw. verboten, lautstark die Straße entlang. Obwohl so ne Ducati mit offenen Termignonis … das ist schon ein geiler Sound. So muss Italien – ich bin angekommen!
Im Hotel Italia habe ich ein Zimmer im Voraus gebucht und wurde nicht enttäuscht. Blick aufs Meer, große Sonnenterrasse und halbwegs brauchbarer WiFi Empfang. Ein prüfender Blick auf die Speisekarte des Restaurants im Hotel überzeugt und lasse mir vom Service einen Tisch zuweisen. Im Hof des Hotels parkt die Rosso, da ich denke mir, dass etwas Rosso zum Essen nicht schlecht wäre. Eine Weinkarte gibt es nicht, aber als mir die freundliche junge Dame erklärt, sie hätten neben einem Toskanischen Wein auch einen Nero d´Avola im Angebot, brauche ich nicht lange zu Überlegen. Ein sehr gutes sizilianisches Tröpfle zu solider italienischer Hausmannskost, der erste Tag der Reise endet schon mal prima und mit der nötigen Bettschwere ziehe ich mich zurück.