Sizilien 2015
Irgendwann im Winter, eigentlich so wie jedes Jahr, fange ich an zu überlegen, wo die grosse Reise des kommenden Jahres hingehen soll. Das Kopfkino beginnt und die unterschiedlichsten Landschaften ziehen vor dem geistigen Auge vorbei. Marokko, Andalusien alles tolle Ziel , aber es gibt ja eine grössere Veränderung in meinem Fuhrpark, die Yamaha FJR wurde in Rente geschickt und was Neues kommt ins Haus. Die Farbgebung des neuen Moppeds nennt die Marketingabteilung von Yamaha „Lava Red“. Das war dann das Stichwort, was ich brauchte um Sizilien als Ziel der Tour festzulegen.
Nach Marina di Pietrasanta
Sizilien ist jetzt nicht direkt vor der Haustür, also muss ein Plan her, wie die Strecke zu bewältigen ist. Bewährt hat sich für mich ein erster Stopp in der Versilia, also dem Küstenstreifen zwischen La Spezia und Viareggio an der Ligurischen Küste. Die Hotelsuche ist dort kein Problem, da die Gegend touristisch gut erschlossen ist.
In Marina di Massa ist mein Standard Hotel, aber ich wollte mal was anderes ausprobieren und buchte in dem Albergo Verdesolemare für die erste Nacht ein Zimmer. Um es vorweg zu nehmen, mir hat es da gefallen. Kleines familiär geführtes Hotel, mit einem großen Hof, wo das Moto geparkt werden kann. Das Zimmer ist einfach, aber ok und der Preis von 32 € inklusive Frühstück geht in Ordnung.
Allerdings muss man da erst mal hinfahren. In 2014 bin ich die Strecke dreimal gefahren, so dass ich bald alle Ausfahrten aufsagen kann. Es ist dann schon etwas öde wenn die Route so oft fährt. Nur der Autobahnabschnitt durch die Berge des Apennin nach Genua lässt jedesmal das Bikerherz höher schlagen. Da kommt dann richtig Freude auf, ich hoffe das kommt im Video etwas rüber.
Nach Acquafredda di Maratea
Kurz nach Acht Uhr fahre ich los und freue mich über angenehme 25 Grad und strahlenden Sonnenschein. Das ist dann was anderes wie gestern Morgen als ich zu Hause losgefahren bin. Dicke Handschuhe und Pullover waren angesagt, aber frisch war es trotzdem.
Heute ist wieder Kilometer machen angesagt. Der Weg durch Italien zieht sich und ich will endlich in den Süden kommen. Die Toskana habe ich bald hinter mir gelassen, komme in die Provinz Latium und das Thermometer steigt und steigt. Es wird mollig warm und als ich Rom passiere zeigt das Thermometer der Yamaha erstmals Werte über 30 Grad an. Also alle Reißverschlüsse ,welche zur Lüftung dienen, an der Jacke aufgemacht. Der Coca-Cola Vorrat im Topcase schmilzt rasch vor sich hin und beim Café Stopp wird noch eine Flasche Wasser geordert. Auf dem Weg nach Neapel steigt die Temperatur weiter an, mittlerweile sind es 35 Grad und ich ahne schlimmes.
Ursprünglich wollte ich einen Abstecher an die Amalfiküste machen, aber das verkneife ich mir angesichts der Temperaturen dann doch. Stattdessen umfahre ich Neapel und komme ins Staunen. Kaum habe ich die Metropole am Vesuv passiert, fallen die Temperaturen um 10 Grad. Deutlich angenehmer fährt es sich nun und nach einem kurzen Stück der inzwischen kostenlosen Autobahn, wähle ich den Weg durch den Cilento Nationalpark um ans Meer zu kommen.
Die Küste hier unten ist mit das Schönste was Italien zu bieten hat. Die Berge des Pollini Nationalparks fallen steil ins Meer ab, die Straße windet sich mit unzähligen Kurven am Berg lang. Da kann ich das Tracerle mal richtig laufen lassen. Zwischendurch einmalige Ausblicke auf die Steilküste und bald erreiche ich das Hotel Gabbiano in Acquafredda di Maratea. Eine einmalige Lage, dazu gutes Essen, was will man mehr?
Nach Sizilien
Google Maps sagt, dass ich in 3,5 Stunden an der Fähre nach Sizilien sein kann, aber ich will nicht. Heute ist entspanntes Rollen angesagt, mal hier halten mal dort einen Café trinken. Der Urlaubsmodus wird nach der langen Anfahrt aktiviert.
Allerdings komme ich später los, als wie geplant. Außer mir war nur ein Ehepaar diese Nacht im Hotel und daher läuft alles etwas entspannter ab. Das Service Personal verbreitet eine Aura von Ruhe und Gelassenheit, nur keine Hektik. Die Croissants sind noch im Ofen, also warte ich mit einem Cappuccino draußen auf der Terrasse. Das Meer plätschert vor sich hin, ansonsten eine himmlische Ruhe, der perfekte Morgen bei sehr angenehmen Temperaturen. Der Signore stellt mir einen Korb mit frischen Croissants auf den Tisch, Grazie! Die warmen Croissants, die Nutella ist noch heiss im inneren ….mmmmmmhhhh. Drei Stücke verputze ich genussvoll, dann besteht die reelle Gefahr, dass mir schlecht werden könnte. Also wird der Rest eingepackt und verschwindet im Topcase.
Das , für meine Verhältnisse opulente Frühstück, macht müde , matt und faul. Da hilft nur etwas Sport! Mit einem Lächeln wedele ich die Küstenstrasse entlang, genau die Art von Frühsport, welche mir entgegen kommt. Das Tracerle lässt sich spielerisch um die Enge Radien der Kurven fahren, ich könnt grad wieder umkehren und von Vorne anfangen.
Nach ca 30 Kilometern werden die Berge an der Küste flacher und ein ebener Küstenstreifen beendet die Kurvenhatz. Schnell wird mir langweilig, viel zu sehen gibt es auch nicht, also in Paola Blinker links und über die Berge nach Cosenza. Ein grosses Stück Kalabriens passiere ich via Autobahn, die Kurverei am Meer hat mehr Zeit beansprucht wie geplant. Die Autobahn hat hier unten an der Stiefelspitze durchaus ihre Reize, trotzdem verlasse ich ca 30 Km vor Scilla die Betonpiste um auf kleinen und steilen Strassen runter an die Küste zu kommen. Direkt am Meer führt die Strasse und auf dem Meer sind die Fischerboote zu sehen mit den die Einheimischen auf Schwertfisch Jagd gehen. Filigrane Gestelle, die bis zu 20m hoch sind, sind auf den Schiffen montiert. Oben an der Spitze ist der Ausguck für vier Mann. Das sieht alles sehr abenteuerlich aus und schaukelt auch noch …. wär nix für mich.
Die Fähren pendeln von Villa San Giovanni aus ununterbrochen zwischen Festland und Sizilien, so dass ich kurze Zeit später auf der Insel ankomme. Messina und das Verkehrschaos lasse ich hinter mir und eine Stunde später bin ich im gebuchten Hotel Atlantis. Zeit für ein Feierabend-Willkommen-Endlich da – BIER.
Taormina
Der erste Tag auf der Insel und ich stelle fest, das die Michelin Karte Sizilien irgendwo zu Hause liegen muss, Don Alz lässt grüßen. Es ist ja nicht so, dass ich somit orientierungslos wäre, aber so als kleine Unterstützung wäre eine Karte nicht schlecht. Also auf das Moto und nach Taormina gefahren. Die Stadt liegt an einem Hügel, man könnte auch schon Berg sagen, so steil geht es hinauf. Es ist noch recht früh am Morgen und ich habe noch die Hoffnung ...aber es ist schon zu spät. Mir ist es schleierhaft wie um diese Uhrzeit so viele Menschen unterwegs sein können. Taormina ist DER absolute touristische Hotspot der Insel. Die Lage, das griechische Amphitheater mit Blick auf den Ätna alles echt schön, jeder will es mal gesehen haben. Ich hab alles schon gesehen also mach ich flugs kehrt und fahre runter nach Letojanni. Cappuccino als Muntermacher und zum Frühstück ein Gelato con Brioches, sehr lecker! Und bei der nächsten Tankstelle gibt es auch eine Straßenkarte.
Ätna
So ein Vulkan ist schon was majestätisches, mehr gibt es da eigentlich nicht zu sagen. Na ja ein bisschen gibt es schon zu erzählen, jedenfalls aus meiner Sicht. Der Ätna (italienisch Etna oder auch Mongibello) ist der aktivste Vulkan Europas und 3350 m hoch. Man kann dort wunderbar Motorrad fahren und noch mehr fotografieren. An jeder Stelle gibt es was zu sehen und zu erkunden. Wenn man unten am Meer losfährt beträgt die Höhendifferenz bis zum Refugio Sapienza um die 2000 Höhenmeter. Man fährt durch mehrere Klimazonen und sollte, je höher man kommt, an die geeignete Kleidung denken. Ab dem Refugio geht es mit der Seilbahn noch ein Stück den Berg hoch, weiter geht es mit geländegängigen Bussen bis zu einem der vier Hauptkrater. Natürlich nur wenn kein Ausbruch ist und billig ist der Spaß auch nicht.
Und das Lava Red harmoniert gut mit dem Lava Black (wobei Lava alle möglichen Farben haben kann). Die Tour hat sich bis jetzt gelohnt und ich bin ja erst am Anfang der Insel Umrundung.
Die Umrundung des Ätna stand heute auf der Agenda. Es gibt eine Ringstraße rund um das Massiv und das wollte ich heute machen. Ein Blick auf die Tankuhr und das Wissen, daß es reicht einsam wird, lassen mich nach einer Tankstelle Ausschau halten. Ein oder zwei Orte vor Linguaglossa, zwei Zapfsäulen, ein kleines Kassenhäusle und eine ältere Ducati Monster. Die paar Liter Super sind schnell in den Tank der Bella eingefüllt. Der junge Mann schaut sich die Tracer genau an ...die neue Yamaha? Ja, sage ich und ratter die technischen Daten runter. Sehr interessant meint er, ob er sich mal drauf setzen dürfte ? Logo, kein Problem und es kommt was kommen musste. Darf ich mal ein Stück fahren? Warum nicht? Ohne Helm und in kurzen Hosen gibt er Gas und düst die lange Dorfstraße hoch und wieder runter. Er grinst von einem zum anderen Ohr als er den Motor abstellt und murmelt was vor sich hin während er seine Ducati ansieht. Die Einladung zum Café hab ich nicht ausgeschlagen !
An der Küste
Das Wetter war am Morgen jetzt nicht gerade optimal, auf eine größere Runde hatte ich keine Lust, also bin ich etwas an der Küste in Richtung Catania gefahren oder eher gezuckelt, praktisch geschlichen. Halt dem Alter entsprechend! Ich sag einfach mal der „Speckgürtel“ rund um den Ätna ist fantastisch. Hier wächst einfach alles was das Herz begehrt, Obst und Gemüse im Überfluss. Überall Gärtnereien die Palmen, Gestrüpp und Blumen im Überfluss anbieten. Und warum das alles? Hier am Vulkan gibt es genug Wasser, ganz im Gegensatz zum Inneren der Insel.
Portopalo di Capo Passero
Als ich das erste Mal in Portopalo di Capo Passero war, gab es bis Pachino noch ne Eisenbahnstrecke. Ich glaube, ich war so um die 22 Jahre jung und seither sind viele Monde vergangen, wie der alte indigene Mitbewohner so sagt. Aber gross was verändert hat sich in der Gegend nicht. Ein paar neue Gebäude, die Straßen teilweise immer noch grottig. Aber sonst, man(n) kennt sich ein bissle aus und freut sich ein paar ruhige Tage hier im tiefsten Süden.
Am Nachmittag ist der ganze Ort in Bewegung, das Fernsehen ist da. Ein lokaler TV Kanal berichtet über Land und Leute. Auf einem Platz am Meer sind geschmückte Tische aufgestellt und die Spezialitäten der Region werden medienwirksam präsentiert. Natürlich die Tomaten aus der Region Pomodori di Paccino aber auch was so im Meer lebt, sowie die obligatorischen Dolci. Sehr lecker sieht das aus und die Kameramänner haben gut zu tun um alles in den Kasten zu bekommen. Dann noch die Interviews mit den üblichen Verdächtigen also Bürgermeister und Feuerwehrchef. Das ist für mich natürlich alles sehr interessant und es gibt prima Fotomotive. Verstehen tu ich zwar nix, Sizilianisch ist schon heftig, aber andererseits im Norden versteh ich auch nix oder höchstens ein paar Brocken. Ich verbuche das Ganze als Bildungsreise. Aber beim nächsten Mal verstehe ich sie ... ;-)
Dann aber kehrt wieder Ruhe in das beschauliche Dorf ein und alles geht seinen geregelten Gang. Business as usual. Die Leute leben hauptsächlich vom Fischfang und Tourismus. Fische gibt es immer, Touristen nur im Sommer. Also ist alles sehr überschaubar und sehe mir dies und das an, unterbrochen von einem Café oder einem Eis in einer der unzähligen Bars. Dolce far niente nennt sich das auch.
Barocktour
Heute soll es eine Kulturtour geben, das Val di Noto mit den Städten Palazzolo Acreide, Ragusa und Modica will ich mir ansehen. Das bedeutet aber auch, früh aufstehen und in die Gänge kommen. Als ich das Hotel um 7 Uhr 30 verlasse, ist noch alles still und die Café Maschine kalt. Sehr schlecht, ohne Café ist nix „mit in die Gänge kommen“. Also mache ich noch einen kurzen Abstecher nach Marzamemi, nicht weit von Porto Palo entfernt.
Marzamemi liegt an einer Bucht mit sehr fotogenem Hafen und einigen Cafés an der Promenade. Früher hat man hier ausschließlich vom Fischfang gelebt. Die Ruinen einer Thunfisch Fabrik zeugen davon. Allerdings hat man auch kräftig in die touristische Infrastruktur investiert. Schlaue Köpfe haben erkannt, dass es lohnender ist Touristen anstatt Fische auszunehmen.
Noto ist die Perle des sizilianischen Barocks, Weltkulturerbe wie fast jede Stadt hier und absolut sehenswert. Die Stadt wurde schon vor der Zeitenwende gebaut, von Griechen und Arabern bewohnt und ist heute proper herausgeputzt. Der Dom ist inzwischen originalgetreu wieder aufgebaut worden, nachdem er mal wegen Baufälligkeit teilweise zusammen gekracht ist. Das hier unten in der Ecke alles im Barockstil erbaut ist, liegt an einem grossen Erdbeben Ende des 16. Jahrhunderts.
Es gäbe noch viel zu erzählen und schreiben, aber den wirklichen Eindruck bekommt man nur vor Ort. Also mal hinfahren und sich selbst ein Bild machen, es können auch mehrere sein. Allerdings sollte man früh unterwegs sein, da auch Andere diesen Plan haben und es reichlich voll werden kann.
Palazzolo Acreide ist nach einer unterhaltsamen Fahrt durch die Berge mein nächster Stopp anlässlich der Barocktour. Eigentlich hat mir die Stadt am Besten gefallen, hier gibt es echt viel zu sehen und eigentlich müsste man einen ganzen Tag hier verbringen. Angefangen von einem griechischen Theater hoch oben am Berg, mehreren Kirchen verteilt über die Stadt,einige Paläste bis hin zu Friedhof verdient alles das Prädikat sehenswert. Ich werde wieder kommen !
Ragusa ist die Hauptstadt der Provinz Ragusa, logisch oder? Nachdem ich die Monti Iblei durchfahren habe und mir leicht kühl wurde, die Berge sind bis knapp 1000m hoch, habe ich mich in Ragusa etwas aufgewärmt. Die Stadt ist einfach gesagt auf zwei Hügel gebaut, dazwischen ein steiles Tal. Auf den Bilder sieht man das ganz gut, auch die Pracht der diversen Kirchen. Allerdings bin ich nicht in die Innenstadt gefahren, sondern habe mir alles von außen angeschaut. Der Kulturtour-Trieb ließ allmählich stark nach.
Modica liegt nur ein paar Kilometer von Ragusa entfernt und gab mir dann den Rest. Das muss ich mir alles beim nächsten Mal besser einteilen.Es gibt unendlich viel zu sehen und zu entdecken, und das ist nur eine kleine Ecke der Insel. Da werden noch einige Hinterreifen noch dran glauben müssen
Pozzallo, nein kein Barock, es reicht mir dann, ist u.a. ein Fährhafen. Wohin könnte man von hier aus fahren? Richtig die Fähren nach Malta legen von hier aus ab. Ein mächtiger Katamaran, wohl ähnlicher Bauart in Andalusien mit denen von Tarifa nach Marokko kommt, liegt vor Anker. So ein Schiff ist schon was majestätisches, ohne Witz. Die Überfahrt nach Malta dauert zwei Stunden und ich hab mir kurz überlegt, ob ich nicht ….
Marinella di Selinunte
Es war mal wieder Umzug angesagt. Ich bin vom tiefen Süden in den wilden Westen umgezogen. Das dauert ca. fünf Stunden reine Fahrzeit plus diverse Café Pausen, so dass der Tag eigentlich ausgefüllt war. Das Hotel Riviera war das Ziel an der Küste. Einige interessante Sachen gibt es im näheren und weiteren Umkreis zu erkunden. Das Hotel liegt nur durch eine Straße getrennt direkt am Meer. Viel los ist auch nicht, ein älteres Ehepaar und ich waren die einzigen Gäste des Hauses. Die Leute hatten am Auto ein Schweizer Kennzeichen aus dem Karton Aargau, allerdings sprachen sie die ganze Zeit nur Italienisch, so dass ich mich gefragt habe, sind das italienische Schweizer, oder Schweizer Italiener. Es hätten aber auch Sizilianische Schweizer sein können. Jetzt ist es zu spät um das heraus zu kriegen.
Marinella di Selinunte ist ein kleines Dorf ziemlich im Westen der Insel in der Nähe von Marsala. Das Bekannteste sind ohne Zweifel die Ausgrabungsstätten der griechischen Tempel, doch dazu später mehr. Ansonsten ein charmantes kleines Fischerdorf mit aufstrebendem Tourismus. Jetzt um diese Jahreszeit ist noch nichts los. Allerdings gibt es schon ne Menge Restaurants und Hotels, daher würde ich nicht im Sommer hierher fahren.
Gibellina
Die Stadt gibt es zweimal, als da wären Nuova Gibellina sowie Ruderi di Gibellina. Am 15 Januar 1968 wurde das alte Gibellina bei einem schweren Erdbeben fast vollständig zerstört. Man entschloss sich die Stadt an einem neuen Ort, ca 9 Km weit entfernt, wieder neu aufzubauen. Die alte Stadt wurde unter einer dicken Schicht aus weißem Beton von einem Italienischen Künstler "begraben". Begehbare Einschnitte über den alten Gassen vermitteln einen Eindruck von der Enge der ursprünglichen Stadt. Das ist dann echt gespenstisch und für mich leicht surreal. Man geht durch Gassen, die Wände vielleicht 1,5 m hoch und es ist total still. Echt irre ! Zwei weitere ehemalige Dörfer Poggiareale und Salaparunta sind ebenfalls vom Erdbeben zerstört worden, allerdings liegt dort noch alles so wie es zusammengebrochen ist. Leider ist jetzt Ende Mai alles total zugewuchert, so dass sich ein Besuch nicht lohnt.
Landschaft und etwas völlig unnötiges
Als ich wieder weiter fahre riskiere ich einen Blick auf die Tankuhr der Yamaha. Was ich mir gedacht habe, mehr Gas als Flüssigkeit im Fässle, also muss ne Tanke her. Das ist jetzt nicht ganz so einfach in dieser menschenleeren Gegend. In den kleinen Dörfern gibt es immer ne Kirche aber nicht immer ne Tanke, also fahr ich ein Stück auf der Schnellstrasse im Tal und hab nach kurzer Zeit auch Glück. Super für das Tracerle und Café für mich, somit ist dieses Problem erledigt und es geht weiter nach Corleone, der Don muss mal wieder besucht werden.
In der Nacht hatte es schwere Gewitter in der Region gegeben und ich war schon ein paar mal durch kleinere Schlammlawinen gekommen. Jetzt auf der anderen Seite des Tales ist die Erde allerdings ganz dunkel, fast schwarz. Kurz nach einer Kurve dann wieder so eine „Lawine“ und sofort runter auf Schrittgeschwindigkeit. Im letzten Moment will ich noch die Richtung ändern … Mensch und Maschine liegen im Schlamm. So eine Schei.... Kurzer Check , alles OK bei mir. Nur die rechte Seite der Jacke und Hose sind etwas eingeschlammt. Ich sehe aus wie Franz von Sau.
Also das Moto hochheben und weiter geht es. Eine Hand am Lenker, die Andere am Kofferträger, kurzer Ruck und ich rutsche im Schlamm aus. Der Schmerz, der durch den Rücken schoss, war nicht von schlechten Eltern. Augenblicklich habe ich die Yamaha fallen gelassen und etwas vor mich hingejodelt. Das liest sich jetzt lustig und im Nachhinein schmunzle ich auch drüber, aber zu dem Zeitpunkt ...
In der Nähe waren zwei Gehöfte, sonst weit und breit nichts, nur Landschaft. Zu einem bin ich dann hingelaufen, habe aber, als ich näher kam, gesehen das es nur noch eine Ruine war. Also in die gegen gesetzte Richtung gelaufen um auch dort fest zu stellen , dass es hier auch keine Hilfe gab. Dann zurück zum Moto und warten … Nach knapp einer Stunde kam tatsächlich mal ein Auto vorbei. Zwei kräftige Burschen haben mir geholfen die Yamaha auf die verschlammten Reifen zu stellen. Die Erde war so zäh, dass sich die Räder kaum noch drehten und alles erst mal provisorisch sauber machen musste.
Meinen zwei netten Helfern habe ich vielmals herzlich gedankt. Der Eine fragte noch, bevor die Zwei weiterfuhren, warum ich alleine unterwegs bin. Das wäre nicht ganz ungefährlich.
Das Gleiche habe ich auf dem Heimweg zum Hotel auch gedacht
Griechische Tempel
Der nächste Tag, praktisch Rücken Tag #1. Die Nacht hatte ich dank einer Flasche Nero d´Avola recht ruhig verbracht, nur ab und zu ein kurzes, aber heftiges Zwicken. Aber dann hab ich mir gesagt, bist zum Urlaub machen oder zum Jammern hier. Also geht es los, die Griechen warten !
Selinunt war früher ein griechischer Außenposten und kein kleiner. Wen und wenn jetzt der ganze historische Hintergrund interessiert, verweise ich einfach mal zum ERKLÄBÄREN. Man muss das Rad ja nicht neu erfinden.
Auf einer Fläche von ca.35 Hektar verteilt sich die ehemalige griechische Siedlung. Das ist echt majestätisch und man sollte gut zu Fuß sein. Für Fußlahme gibt es aber Elektrokarren, die die verschiedenen Highlights verbinden. Ich hab es zwar im Rücken, aber laufen kann ich, also Fototasche mit den diversen Objektiven geschultert und es geht los. Bis auf einen Tempel, der rekonstruiert wurde, sind alle anderen Bauten während diverser Erdbeben platt gemacht worden. Trotzdem ist es äußerst eindrucksvoll sich alles in Ruhe anzusehen. Seine Ruhe hat man hier, obwohl die eine oder andere Busladung unterwegs ist. Das Gelände ist einfach zu weitläufig, als dass man dauernd jemand über den Weg läuft.
Nach ein paar Stunden Kultur reift bei mir die Einsicht, das neben all den Objektiven eine Flasche Wasser vielleicht ganz nützlich gewesen wäre. Dann überkommen mich Gedanken, ob die alten Griechen auch schon gegrillte Peperoni und Gyros mit Pommes gegessen haben. Zeit um in die Gegenwart zurück zu kehren.
Salinen bei Trapani
Rücken Tag #2 und einen herzlichen Dank. Einen herzlichen Dank an die Mitglieder des Mimoto Reiseforums. Sie haben mir alles erdenklich Gute gewünscht und so zur raschen Genesung beigetragen. Da bekommt selbst der letzte Rückenmuskel Tränen in die Fasern angesichts der vielen Genesungswünsche. Ich habe die Reise mehr oder weniger tagesaktuell gebloggt , daher wussten die Forumristi über alles genau Bescheid. Ein herzliches Vergelt´s Gott !
Zur Tour von heute, ganz in den Westen geht es zuerst. Die Salinen bei Trapani sind das erste Ziel des Tages. Ab Marsala sind die Salinen mehr oder weniger gut ausgeschildert. Am Anfang der Salinen kommt der Bootsanleger zu den Isole della Stagnone und Mozia (antike phönizische Stadt ) aber nach dem gestrigen Griechentripp erspare ich mir das (ausserdem weiss ich nicht was Phönizier gegessen haben). Die Inseln sind einen Besuch absolut wert, ich hab mal eine Doku im TV darüber gesehen.
Diese Weite und Ruhe, dann die Windmühlen und Gebäude sowie das Licht. Einfach faszinierend diese Landschaft. An der Belichtungsmessung der Kamera und nicht nur dort fällt auf, wie hell es hier ist. Natürlich sind die Arbeitsbedingungen der Männer hier früher alles andere als lustig gewesen. Knochenarbeit war das in den Salinen!
Borgo Bassi
Trapani und Erice lass ich heute außen vor und passiere die Provinzhauptstadt auf der Autobahn. Als wieder die Landschaft über die Stadt dominiert geht es zurück auf die Strada Stradale und ich cruise weiter in Richtung Segesta. Auf einmal fällt mir ein Bauernhof auf einem dunkelgrünen Hügel vor perfektem blauem Himmel auf. Das muss fotografiert werden. Langsam rolle ich die Straße lang und suche nach einem geeigneten Parkplatz. Was war da im rechten Augenwinkel, ein Triumphbogen? So habe ich das Borgo Bassi gefunden.
Das Borgo Bassi ist eine faschistische Mustersiedlung, welche die schwarzen Horden überall in Italien und auch Sizilien errichten ließen. Der „ideale“ Mensch sollte hier wohnen und arbeiten. Leider wollte der ideale und vor allem dickköpfige Sizilianer das nicht. Und so kam es was kommen musste, ein Geisterdorf entstand. Es gibt zwar Spuren, dass in einigen Häuser zeitweise Menschen gewohnt haben, aber wohl nicht von Dauer. Lediglich die kleine Kirche ist tiptop in Schuss (Sizilien halt).
Sehr, sehr faszinierend das Ganze und ich habe mich zu Hause etwas intensiver mit dem Thema beschäftigt. Es gibt noch eine Anzahl an Borgi in der Gegend. Auch hier gilt ...ich komme wieder.
Von Selinunt nach Patti
Die Tage vergingen wie im Flug und ein vorsichtiger Blick auf den Kalender im Smartphone mahnte zu einem nördlichen Kurs. Aber wie es im Urlaub so ist, Eile mit Weile. Der Plan sah vor die Insel mehr oder weniger diagonal zu durchqueren und noch 2 Tage in Patti zu bleiben. Die 7 Sachen wieder in den Koffer verstauen und schon konnte es losgehen.
Die Landkarte, die ich in Taormina gekauft hatte, begann sich schon aufzulösen. War teuer wie ne Michelin Karte, aber die Qualität … Also lose Blätter im Kartenfach des Tankrucksacks und eine Navigation mit Augenmass und Intuition. Wenn ich die Orte hier alle aufzähle, kann niemand was mit anfangen, daher gibt es eine Motoplaner Karte aus der die Strecke ersichtlich wird.
Landschaftlich wieder ein *** Sterne Menu, unglaublich wie schnell sich die Gegend ändert. Wo eben noch sanftes Hügelland ist, taucht am Horizont schon die massive Bergkette des Parco dello Madonie auf. Die Gipfel sind bis zu 2000 m hoch und damit die höchsten Berge Siziliens. Natürlich ist der Ätna höher, aber er ist außer Konkurrenz weil er die Höhe wechselt und nicht aus richtigen Steinen ist :-)
Patti und Tindari
Tindari ist ein Ortsteil von Patti und da es Sonntag morgen war und das Wetter eher mittelmäßig war, hab ich mir gedacht, gehste mal Wallfahrtskirche anschauen. Es gibt eine Schwarze Madonna, recht viele Busparkplätze und noch mehr Souvenir Verkäufer. Da ich aber früh dran war, ging es Anfangs noch. Also Moto unten abgestellt und per Pendelbus hoch auf aufs Capo Tindari . Eine erstklassige Aussicht hat man von da oben und bei schönem Wetter kann man die Eolischen Inseln sehen. Die Kirche macht auch schwer was her, ist aufwändig geschmückt und mit Mosaiken verziert. Fotografieren im Innenraum ging allerdings nicht, da während der Messe ein Verbot herrschte. Da ist aber Sonntags jede Stunde ein Gottesdienst, der schwarze Mann hat Stress. Man sollte solche Verbote schon ernst nehmen, da im Süden die Kirchen noch ihrem ursprünglichen Zweck dienen. Die Leute haben noch ein anderes Verhältnis wie bei uns.
Dann gibt es noch eine archäologische Ausgrabungsstätte, wo allerhand Ruinen gegen Eintritt zu bewundern sind. Wer da oben alles gebaut hat, angefangen bei den Griechen (Theater), dann Phönizier und Römer( sehr schöne Mosaiken) , jeder hat was hinterlassen.Auch die Araber waren mal da, die haben aber alles zerstört. Ach ja die Reste einer kollabierten Basilika kann man auch noch bewundern. Ich weiß aber auch Sachen, da staunt der geneigte Leser (praktisch wenn eine deutsche Reiseleitung der Busladung alles erklärt.
Als ich fertig mit der Kultur war, ging es wieder zurück zur Wallfahrtskirche. Inzwischen standen auf dem Vorplatz ca 30 Autos von Fiat-Abarth-Club Italia, dazu noch ein Haufen Rennradfahrer und eine unüberschaubare Menschenmenge. Zu Fuss bin ich runter zum Parkplatz geflüchtet und habe nebenbei insgesamt 12 Reisebusse aus ganz Sizilien gezählt. Schnell weg hier !
Patti ist jetzt nicht der Brüller, eher etwas Hmpf, also für mich wenigstens. Das übliche Sizilien Kirche, Palazzo und da am Meer gelegen, den Lungomare. Was aber überhaupt nicht durchschnittlich war, war das Hotel und das Restaurant.
Das Hotel ist eigentlich kein Hotel sondern ein Bed&Breakfast. In einem alten Palazzo mit schönem Garten, das von außen eher etwas „ramponiert“ aussah, aber im Innern top modern und sehr stilvoll eingerichtet ist -- Palazzo Sciacca – da lohnt sich der Aufenthalt definitiv!
Sehr freundliches Personal mit Hang zur Bella … „die neue Yamaha?“... geparkt wird natürlich im Hof und mit einem Missverständnis begann der Aufenthalt sehr amüsant. Missverständnis … der junge Mann an der Rezeption nannte mir einen Namen – Luigi Colpuana – höflich (was ich auch sein kann :-) ) erwiderte ich meinen Namen. Dann haben wir Englisch gesprochen :-) Er hieß nicht Luigi, das ist der Name meines Zimmers. Es gibt keine Nummern, sondern alle Zimmer sind nach bekannten lokalen Persönlichkeiten benannt.
Das Restaurant "Antares" hab ich nur zufällig entdeckt, weil nebenan in der Pizzeria Teufel los war. Auf einen Tisch hätte ich ca. 15 Minuten warten müssen, was mir und meinem knurrenden Magen nicht passte. Die Karte las sich aber gut und für 10 € wäre ich da sicher satt und zufrieden wieder rausgegangen. Keine 10 Schritte war das nächste Restaurant, allerdings gähnend leer, Speisekarte hing auch keine draußen.
Es kam dann jemand vor die Tür, man konnte auch draußen sitzen, und ich fragte ob es was zu Essen gäbe. Si, si Signore , also hingesetzt und gewartet. Kurze Zeit später steht der Typ wieder vor mir, jetzt als Kellner verkleidet. Ein Wortschwall kommt aus ihm, was ich rudimentär deute so ist es das Angebot des Tages. Ich erkläre ihm mit einfachen Worten, mehr kann ich auf italienisch eh nicht, was ich gerne möchte. Vorspeise mit was fischigem, dann gegrillter Schwertfisch mit Salat und natürlich was Süßem zu Schluss.
Das war absolut gigantisch was mir aufgetischt wurde , mit Worten kaum zu beschreiben. Ein wahrer Künstler war hier am Werk ( der Kellner mutierte zum Koch) mir fällt kein anderer Superlativ dafür ein. Billig war der Spass nicht, aber jeden Cent wert. Am folgenden Abend war ich wieder hier und wurde freundlich begrüßt. Was soll ich sagen, perfetto! Frische rohe Shrimps auf einer marinierten Zitronenscheibe mit Mozzarella di Buffalo, Thunfisch Carpaccio und die Pasta mit Meeresfrüchten ... hmmmm.
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Nach Catanzaro Lido
Die Zeit auf Sizilien neigt sich leider dem Ende entgegen, da hilft kein Jammern und Zähneklappern, was sein muss, muss sein. Von Patti zum Fährhafen in Messina ist es nicht weit und das Hotel in Catanzaro Lido ist auch schon gebucht. Das wäre auch an einem halben Tag zu schaffen. Allerdings habe ich noch was wichtiges vor.
In Barcellona, einer Stadt in der Nähe von Milazzo, gibt es einen Yamaha Händler, der das erste Ziel sein soll. Bei meinem Ausrutscher in den Bergen ist mir aufgefallen, das der Kettenöler den Auspufftopf ölt und nicht die Kette. Die Zuleitung unter der Schwinge hat sich gelöst und der Schlauch ist fast komplett durchgescheuert. Da es hier keinen Zubehörhandel a la Louis und Polo gibt, kann ich keinen kurzfristigen Ersatz beschaffen. Vorsorglich habe ich mir einen Spickzettel mit italienischen Fachausdrücken geschrieben, aber glücklicherweise sprechen die Mannen beim Dealer vorzügliches Englisch, na ja ungefähr so wie Vale, The Doctor, #46 ….FORZA !
Was ein Kettenöler ist weiß hier kein Mensch. Also erkläre ich die Funktion, alle Fachmänner nicken anerkennend und finden die Idee eigentlich wirklich gut. Was das kostet ist die nächste Frage und schwupps gehen einige Augenbrauen zweifelnd hoch. Warum ich das Motor Öl bei knapp 11.000 Km gewechselt haben will? Weil es so vorgeschrieben ist nach dem Yamaha Service Plan (Deutsch). Der Meister meint aber, bei 20.000 Km würde auch reichen. Meine Rede ... sollte das zufällig mal jemand von Yamaha lesen, wenn also wenn das Yamaha Lube wirklich sooo gut ist ;-)
Zum Schluss wird das Tracerle noch einer gründlichen Reinigung unterzogen. Mit dem dreckigen Motorrad könne ich keinesfalls in der Gegend rumtracern, so die einhellige Meinung vom Big Boss, der Meister nickt zustimmend und der Mechaniker weiss was Sache ist. Die Reinigung war kostenlos (bis auf das Trinkgeld für den Mechaniker) aber primo panna !
Weiter geht es nach der Überfahrt aufs Festland von Reggio di Calabria in Richtung Catanzaro Lido. Immer am Meer entlang, welch eine herrliche Straße , das ist Fahrfreude pur. Abwechselnd ein Café oder ein Eis und ich lasse es langsam angehen. Am frühen Nachmittag erreiche ich das Hotel und bringe die Koffer auf das Zimmer. Danach geh ich wieder runter, da mir der Sinn nach einem kühlen Bier ist. Das Moretti in der Hand sitze ich vor der Yamaha und freu mich wie sauber das Moto ohne mein Zutun geworden ist.Der Kettenöler funktioniert auch wieder wie er soll, alles perfetto !
Es hätte ein ruhiger, entspannter Spätnachmittag werden können …. porca miseria … im Hinterreifen ist was! Ein Metallstift steckt mitten in der Lauffläche. Das darf doch nicht wahr sein, morgen will ich in die Nationalparks, die Berge warten, und dann so was. Selbär raus ziehen oder gleich zum Profi ? Der Hotelboy hat mein Gefluche (etwas Deutsch / viel Badisch) aus der Distanz auch gehört und hat Rat zum Rad. Keine 500 m von hier entfernt ist ein Gommista (=Reifenhändler). Bier in den Kühlschrank und den Helm geholt. Grummel, Grummel
Überschüssiges Seifenwasser tropft vom Reifen, der Padrone, der Schrauber und ich stehen still, fast andächtig, vor der Pelle. Es ist kein einziges, nicht mal ein klitzekleines Bläschen zu sehen, seit vor kurzem der Metallstift fachmännisch entfernt wurde. Der erfahrene Schrauber, schüttelt sein dreckverschmiertes Haupt, dann zeigt der Daumen nach oben !!!
Jubel, Froi … Bier aus dem Kühlschrank geholt und die verbleibende Zeit genossen. Das hätte ja jetzt nicht mehr sein müssen …. aber irgendwas ist ja immer ;-)
Von Catanzaro Lido nach Agropoli
Also geht’s wieder weiter. Das Hotel und das Essen, kein Vergleich zu Patti. Mann braucht aber auch nicht jeden Tag das Paradies auf Erden. Von Catanzaro Lido nach Agropolis, das sind die Eckdaten für heute und das ist ein reichlich anspruchsvolles Vorhaben. Zur Not gibt es halt etwas Autobahn um die Zeit zu kompensieren.
Wieso das Anspruchsvoll ist? Weil ich heute durch drei Nationalparks fahren werde. Sila kenne ich noch nicht, daher habe ich mir auch Catanzaro als Etappe gewählt. Dann kommt der Pollino Park und zum Schluss Cilento.
Los geht’s, aber nicht ohne den Luftdruck der Reifen zu überprüfen. Alles im grünen Bereich und kurz hinter Catanzaro wird es bergig und grün. Man muss sich das so vorstellen, dass hier unten an der Küste Anfang Juni kaum noch was Grünes wächst. Alles schon braun verbrannt. Dann kommt man in den Park hoch, sanfte Hügellandschaft, große Seen und noch mehr Wald. Das Klima ist hier oben in der Höhe sehr angenehm, irgendwie wie Schwarzwald oder Vogesen und auch ähnlich hoch. Die Höhendifferenz von Catanzaro Lido bis in die höchsten Regionen liegt bei 1400 m und das muss auf kleinsten und verwinkelten Straßen gefahren werden. Was ein Ärger :-)
Cosenza umfahre ich via Autobahn und komme bald in den Pollino Nationalpark. Das ist eines der größten Naturschutzgebiete in Europa und mit dem Monte Pollino 2248m auch schon recht bergig. Die Landschaft ist überhaupt nicht mit dem Sila zu vergleichen, jedenfalls nicht wo ich durch komme. Sehr karg wird die Gegend und kaum noch Wald. Sehr schön hier und auf die To-Do-Liste wird um einen Punkt erweitert. Der Park erstreckt sich über Teile der Basilikata und Kalabriens, da gibt es noch genug zu sehen und entdecken bei kommenden Touren.
Das Cilento ist schon Kampanien und ich lasse es mir nicht nehmen an der Küste die Straße von Maratea nach Sapri nochmal zu fahren. Das musste einfach sein, obwohl mir so langsam der Sitzmuskel signalisiert, dass es dann genug wäre. Pah, der hat mir gar nix zu sagen und die restlichen Kilometer nach Agropoli bereiten nochmal Fahrspaß pur. Ich war zwar schon das eine oder andere Mal hier in der Region, aber es gibt immer wieder Neues zu entdecken.
Von Agropoli nach Marina di Massa
Am Abend gönne ich mir ein opulentes Mahl, praktisch die Henkersmahlzeit. Der Vorspeisen Teller des Restaurant ist wirklich gut und die Pasta mit Muscheln schmeckt prima. Schade das es hier keinen Nero d´Avola gibt, aber der Rote aus der Toskana ist ja nicht schlecht.
Die heutige Fahrt ist schnell erzählt und wenig prickelnd. Via Neapel bin ich nach Rom gefahren. Von dort aus an der Küste entlang immer stur nach Norden. Einziger Lichtblick war die Mittagspause am Monte Argentario in Porto Santo Stefano. Dort am Hafenbecken zu sitzen hat Flair und das Essen ist auch gut. Am Nachmittag war ich dann in Marina di Massa und somit sind es Morgen noch 9 Stunden fahrt. Morgen Abend bin ich wieder zu Hause und ich freue mich jetzt schon auf ein kühles Tannenzäpfle.
Tja und das Fazit der Reise? Schön war ´s, sehr viel erlebt habe ich und noch mehr gesehen. Nette interessante Menschen sind mir unterwegs begegnet und ein blöder Ausrutscher, der nicht wirklich hat sein müssen.
Ob ich nochmal nach Sizilien fahre? Was für eine Frage …. nicht ob sondern wann ist die Frage.
Wer alle Fotos auf einmal sehen möchte und das auch noch Originalauflösung, sollte sich mein Flickr Album "Sizilien" ansehen.