Auvergne
Die Yamaha ist fachgerecht beladen, dem Motor wurde neues Öl gegönnt und die Kette ist geschmiert. Also kann es morgens um sechs Uhr losgehen. Die erste Etappe der Tour steht an und ich greife auf bewährtes zurück. Das Ziel wird der Lac Chambon in der Auvergne sein. Das sind ungefähr 800 Kilometer zu fahren, also alles im grünen Bereich. Nix Außergewöhnliches für mich, nur sind davon ca. 2/3 Autobahn. Es müssen ein paar Kilometer gemacht werden, da ist das Übel notwendig.
Eine ausgedehnte Pause in Paray-le-Monial gönne ich mir, es gibt dort eine gute, mir nicht unbekannte, Bäckerei und gute Foto Locations. Natürlich trinke ich auch was, bei den inzwischen recht hohen Temperaturen ist das sehr wichtig. Reichlich schwül ist es und die eine oder andere Wolke beginnt sich langsam aber sicher aufzutürmen. Wird etwa noch ein Gewitter geben?
Die Route National nehme ich bis die Ausläufer der Auvergne erreicht sind. Was man nicht so alles entdeckt, wenn man „über Land“ fährt. Lapalisse z.B. ein kleines Städtchen, welches von einem mächtigen Schloss überragt wird. Allerdings ist wg Corona ja alles geschlossen und ein Besuch des alten Gemäuers nicht möglich. Aber ich habe mir einen POI in Maps gesetzt. Ich komme dann mal wieder.
Der Puy de Dome taucht am Horizont im Dunst auf. Die Bergkette der Chaîne des Puys, alles erloschene Vulkane, dominiert das Bild, welches sich dem Reisenden bietet, und … Zwei mächtige Gewitter haben sich gebildet. Merde ... das Begrüßungs Komitee für mich. Das wäre jetzt wirklich nicht notwendig gewesen, zu viel der Ehre für einen kleinen Motard. Man sieht wie die Wolken förmlich aufplatzen und mehrere riesige Wasserwände die grobe Richtung zum Lac Chambon versperren. Oh, oh, ich ahne Übles.
Als ich dann später im Hotel Grillion einchecke, bin ich immer noch trocken. Glück muss man auch mal haben, bis auf ein paar Tropfen, nicht der Rede wert, erreiche ich das Tagesziel. Das Hotel ist mir seit Jahren wohl bekannt, die Zimmer sind geschmackvoll eingerichtet, über die Küche lässt sich nur gutes berichten. Aus diesen Gründen bin ich immer wieder gerne. Die Lage direkt am See ist sehr angenehm und der Blick auf die Berge ist, in der untergehende Sonne, recht spektakulär.
Der Plan war, nach dem Essen noch mal kurz auf die Terrasse des Hotels zu gehen, um einen kleinen Absacker in Verbindung mit einem Glas Rotwein zu sich zu nehmen. Dieser Plan war natürlich während des Essens im Restaurant entstanden, die Realität war inzwischen eine ganz andere. Kurzer Blick aus der Eingangstür, es goss in Strömen und das ist noch freundlich beschrieben. Der Patron des Hauses meinte noch, es werde über Nacht wohl ein Unwetter über der Auvergne niedergehen. Gute Nacht
Das Unwetter
Der Wecker ist auf sechs Uhr gestellt, eine abwechslungsreiche Tour ist geplant. Nur sagt der Blick aus dem Fenster, das wird so nix mit dem Plan. Es schüttet wie aus Kübeln, der Blick auf die Wetter App zeigt ein riesiges Regengebiet vom Mittel bis nördlich der Auvergne. Merde … denk ich mir. Das Ölzeug ist im Topcase und es bleibt nichts Anderes übrig, als das zu holen. Eigentlich hätte ich Duschgel mitnehmen können als ich die Sachen holte, reichlich nass bin ich in der kurzen Zeit geworden.
Ursprünglich wollte ich ins Aubrac und mir ein Laguiole Messer kaufen. Das will ich eigentlich immer wenn ich in der Region bin, geschafft habe ich es bis jetzt noch nicht, Dann halt beim nächsten Mal. So wähle ich die Route zum Puy Mary, die Wetter App meint, dass der Regen bald aufhören würde. Die kleinen Bäche bzw. jetzt Flüsse haben mächtig Hochwasser, gewaltige Wassermassen schiessen die Berge herunter. Anhalten und ein paar Fotos machen denke ich mir (auch schon am frühen morgen). Da steh ich nun, fotografiere das schmutzig braune Wasser und beschliesse die Strasse über die Berge zum Pas de Peyrol zu nehmen. Eine weise Entscheidung, wie sich später herausstellen sollte.
Kurz bevor ich losfahre, kommt mir noch ein Auto entgegen und kurze Zeit später das.
Das war reichlich knapp, ein mächtiger Baum, ziemlich morsch, aber unglaublich schwer liegt quer über die Strasse und blockiert die Fahrbahn. Mit der Yamaha komme ich vorbei, aber die Blechdosen haben keine Chance. Zwei Männer in T-Shirt und kurzen Hosen sowie ein Jojo im Ganzkörper Kondom versuchen den Baum soweit von der Fahrbahn zu wuchten, dass der Verkehr wieder fliessen kann. Wo rohe Kräfte diesmal nicht sinnlos walten. Alle Beteiligten verabschieden sich leicht transpirierend und wünschen sich noch einen schönen Tag.
Kurze Zeit später erreiche ich den Pas de Peyrol. Auf dem Weg dahin, wurde an einigen Stellen versucht mit grossen Maschinen Steine, Geröll und Matsch von der Strasse zu räumen. Der Blick ins Tal gab eine neu entstandene Seenlandschaft preis. Natürlich muss auf dem Pass ein Foto gemacht werden, aber gleich darauf kam ein Typ von der Streckensicherung auf mich zu und erklärte mir, dass die Strasse bergab gesperrt sei. Ich sagte, dass ich aber nach Aurillac wollte, das wäre kein Problem, wenn ich vorsichtig sei war seine Meinung.
Estaing
Der Himmel war gnädig, die Wolken wurden immer weniger und erste Sonnenstrahlen blinzelten durch die Wolkendecke. Zeit die Regenkombi auszuziehen und die leicht feuchte Jacke zu trocknen. Ein Mann fragte mich an, woher ich den kommen würde. Als er Auvergne hörte, meinte er nur, das wäre ja ein böses Unwetter gewesen. Allerdings wäre die Region direkt an der Mittelmeer Küste viel schlimmer betroffen gewesen.Hier im Lot Tal ist es wohl glimpflich abgegangen, nur der Fluss war reichlich angeschwollen mit einer dreckig braunen Brühe. Estaing ist eines der schönsten Dörfer Frankreichs, mir nicht ganz unbekannt.
St -Cirq-Lapopie
Allerdings sollten noch mehrere dieser Dörfer folgen, wie z.B. St-Cirq-Lapopie. Das liegt wunderbar am Lot auf einem Felsen, wie man sich das in Frankreich so vorstellt. Was ich auch sehr sinnvoll finde, (dort ist echt der Bär am steppen) dass die Parkverbotsschilder gleich mit dem Hinweis versehen sind was falsch parken kostet. Finde ich sehr nett von der Police Municipale, kann man also kalkulieren was der Besuch des schönen Dorfes all inklusiv kostet.
Nach Salamanca
Übernachtet habe ich in der Nähe von Moissac und bin extra etwas später aufgestanden, vor 8 Uhr macht hier unten im Süden eh keine Werkstatt auf. Noch einen guten Schluck Kettenspray auf die waidwunde Kette. Der Regen und Dreck auf der gestrigen Etappe haben der Kette reichlich zugesetzt, sie längt sich gewaltig. Das ist gar kein gutes Zeichen. Keine 5 Kilometer später kam ich an einer ansehnlichen Werkstatt vorbei, welche auf Reifenwechsel spezialisiert ist. Die haben sicher das benötigte Werkzeug, also Achsmutter auf und Kettenspannung justiert. Wozu Werkzeug mit schleppen wenn es Werkstätten gibt?
Rein in das Büro und alle stehen da, haben ne Tasse in der Hand und trinken Cafe. Sehr symbadisch, genauso mache ich das auch bevor es losgeht. Nennt man auch Vorglühen 😊
Aber jetzt kommt es …Ich : „Guten Morgen, meine Kette hat zu viel Spiel, würden Sie sie bitte spannen.“Seniorchef: Ja, können wir machen, aber was für ein Auto haben sie denn?Ich : ???Juniorchef: Papa, seh doch, das ist ein Motard.Seniorchef: guggt genau … Stimmt.Azubi: Kommen Sie mit, ich mache dasKosten : Null EuroCafe Kasse: 10 EuroAu revoir et merci beaucoupSalamanca
„Nicht sprachlos, nur ohne Worte“Die Stadt hat mich total beeindrucktIch! Ich bin ja etwas vorgeschädigt durch meine diversen Sizilien Urlaube, als einen Fan des Barock sozusagen vorbelastet. Mir sagt dieser Baustil mit seiner verschnörkelten Leichtigkeit sehr zu. Und was passiert? Ich komme auf Empfehlung einer sehr guten Freundin hier her. Doris hat mir die Stadt ans Herz gelegt, Muchas Gracias, dafür gibt es beim nächsten Wiedersehen Tapas im 10er Pack. Der Zentrale Platz, Plaza Major ist unglaublich schön, imposant und faszinierend. Nach der Corona Pandemie wieder das Leben zu spüren, die vielen Leute die über den Platz schlendern, sich angeregt und laut in den Cafes unterhalten, einfach herrlich. Da rockt das Leben und ich bin mittendrin.Zwei Kathedralen gibt es, eine Universität und, und ,und. Zuviel für einen Besuch und beim nächsten Besuch bringe ich mehr Zeit mit.Was für eine Stadt !
Das ist ganz schön viel zu lesen bis jetzt ...keine Angst es wird noch mehr 😁