Der Geburtstag und Abfahrtstag.

65 Jahre, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Bevor ich jetzt aber ins Grübeln komme, Stories von früher erzähle, let´s go.

Zur Feier des Tages gönne ich mir einen doppelten Espresso bevor ich mich auf das Moto schwinge. Spätestens ab Offenburg werden die Augen schwer und das ist nicht optimal. Der Plan für heute sieht vor, an den Lago Maggiore zu fahren. Allerdings nicht auf der kürzesten Route durch den Gotthard Tunnel sondern ganz gepflegt per Landstrasse durch die Schweiz um ins Land der Zitronenschüttler entspannt zu kommen.

Schweiz 1

Alle hohen Pässe (z.B. Grimsel, Furka) haben noch Wintersperre, so dass ich einen Bogen über das Wallis machen werde. Den Jaunpass bin ich schon ewig nicht mehr gefahren, also verlasse ich die Autobahn bei Spiez und biege ins Simmental ab. Schweiz bedeutet eine tolle Landschaft, die grandiosen, noch zum Teil verschneiten Bergpanoramen, wunderschöne kleine Dörfer mit uralten blumengeschmückten Holzhäusern und Pizzen für 20 Sfr. Da nimmt der kluge Motard mit schwäbischen Genen doch was zu futtern mit. Was noch im April 2022 dazu kommt sind die aktuellen Benzinpreise – unter 2 € gibt es keinen Liter Chateau de Super sans Plomb. Spass macht es trotzdem, Verkehr ist kaum und die Rennleitung hält scheinbar noch Winterschlaf. Also fahre ich 85 Km/h statt der erlaubten 80 Km/h, ich war schon immer ein kleiner Revoluzzer.

Schon weit im Voraus wird der Reisende auf die aktuelle Situation der Pässe hingewiesen. Ich will ja über den Simplon nach Italien fahren, anderes macht keinen Sinn oder bedeutet einen Umweg. Nun steht da aber auf den Vorwegweisern, dass der Simplon verschneit wäre. Also Schneeketten und so, aber die Michelins der Yamaha sind eigentlich noch ganz OK (bei genauem hinsehen, aber wer sieht in dem Alter noch gut). 25 Grad hat es hier unten im Walliser Rhone Tal und die wollen mit erzählen da oben hätte es Schnee.

Schweiz 2

Soll ich das Glauben oder gleich zur Bahnverladung fahren … Grübel grübel, denk, denk … Der schon erwähnte Revoluzzer in mir entscheidet, nix da, wir fahren über den Pass! Ich habe noch eine kleine Flasche Cola und 2 Mars Riegel dabei, das MUSS reichen. Wenn ich nach zwei Tage tief verschneit ausgegraben werde, sollte das das Überleben gesichert sein. Nur der Akku des Handys wird leer sein, irgendwas ist halt immer. Aber die Sennhunde sollen ja seit neustem, neben einem Kasten Zäpfle, auch Powerbanks dabeihaben.

Kurze Rede, langer Sinn, ein paar Fotos vom Pass. War schon cool (11Grad) und so einen Haufen Schnee habe ich ewig nicht mehr gesehen.

  

 

Am Lago Maggiore

Mit jedem Höhenmeter tiefer stieg die Temperatur sukzessive und am Schluss wehten wieder angenehme 24 Grad durchs offene Visier um die Nase. Das Hotel Pesce d´Oro hatte sich schon im Voraus gebucht, wie auch alle anderen Hotels der Tour. Da ich mich inzwischen 65 Jahre und einen Tag kenne ist das durch aus angebracht. Der fast junge Mann fährt sonst ohne Ziel immer weiter, und weiter, und weiter.

 lungolage mi tTaube

Am Lungolago flanieren und Bella Figura machen  ... Italien halt :-)

Lago Maggiore ist schon so richtig Italien, wenn man aus der schroffen Bergwelt kommt. Das Flair und die Stimmung am See macht Laune auf das kommende. Das Hotel kenne ich von früheren Touren und bin immer wieder gern hier. Das Restaurant sagt mir zu und die Zimmer sind zu einem moderaten Preis primo panna. Das war jetzt kurz und knackig, muss ja auch nicht jedes Detail episch erklären😊