Von Umbrien in die Abruzzen

Der Wecker des Smartphones bimmelt und als erste Massnahme ( nach öffnen der Augen) geht der Weg zum Fenster. Rolläden auf und der prüfende Blick. Sehr dunstig, irgendwas zwischen richtigem Nebel und etwas Nebel. Als Moto Fahrer hat man wohl einen dezenten Schlag, um zuerst nach dem Wetter zu sehen.

Also alles wieder in die Yamaha und die Kurviger App angemacht. Auch für heute habe ich ne Route geplant und ohne Landkarte ist das Handy Navi halt wichtig. Normalerweise fahre ich via Perugia Richtung Spoleto um dann in die Monte Sibillini abzubiegen. Heute aber nicht, Neues will ausprobiert werden. Anfangs lotst mich die App auch durch recht abenteuerliche Winkel, die winzigen Strässle sind, naja …grad so fahrbar. Slalom um kleine Löcher, dann wieder ausgewachsene Ätna Krater mach die Fahrerei nicht unbedingt zum Vergnügen. Das hätte ich aber wissen müssen, solche mini Verbindungswege zwischen zwei Dörfern sollte man eher mit der Enduro fahren. Irgendwann wollte mich die Kurviger App unbedingt in eine Sackgasse lotsen, da habe ich die Anwendung beendet.

Ein kurzes Stück auf der Autobahn bis Todi geht es weiter in Richtung. Und ? Natürlich in eine Raststätte und Café getrunken. Dabei habe ich Google Maps gesagt wo ich hin möchte. Zuerst mal nach Narni                                        

 Narni 2

Um es mal salopp zu sagen. Nicht schlecht das Städtle, kann man so lassen und wer viel Zeit hat kann sich alles ansehen.

  • Dom von Narni (Concattedrale di San Giovenale oder Duomo di Narni genannt), 1047 begonnener Bau, der 1145 von Papst Eugen III. konsekriert wurde. Im 15. Jahrhundert wurde die einfache Fassade mit einem Portikus versehen. Das mit Rankenwerk umrahmte Südportal ist von Löwen flankiert. Die polygonale Apsis wurde nach einem Erdrutsch 1332 – gotisch – erneuert. Die kostbare Ausstattung enthält unter anderem das Werk Sant’Antonio Abate von Vecchietta, eine Holzstatue aus dem Jahr 1474.
  • Chiesa di San Domenico, ehemalige Kirche, die im 12. Jahrhundert entstand. Sie war die erste Kathedrale im Ort und wurde 1304 von den Dominikanern übernommen.
  • Chiesa di San Francesco, Kirche aus dem 14. Jahrhundert
  • Chiesa di Sant’Agostino, Kirche aus dem 14. Jahrhundert, wurde 1728 erneuert. Enthält von Piermatteo d’Amelia das Fresko Madonna col Bambino sulle ginocchia tra Santa Lucia e Santa Apollonia aus dem Jahr 1492.
  • Chiesa di Santa Maria Impensole, 1175 errichtete, „in pensole“ (am Hang) gelegene, dreischiffige Basilika. Im Inneren zeigt das vordere rechte Kapitell als einziges figürliches „Daniel in der Löwengrube“.
  • Porta Nuova, Stadttor aus dem 16. Jahrhundert
  • Porta Ternana, Stadttor aus dem 15. Jahrhundert, hieß früher Porta dell’Arvolta
  • Palazzo del Podestà, Palast aus dem 13. Jahrhundert, heutiges Rathaus
  • Ponte Calamone, Römerbrücke an der Via Flaminia
  • Ponte Cardaro, Römerbrücke an der Via Flaminia
  • Ponte d’Augusto (Teil der Via Flaminia) über den Fluss Nera, steht heute noch ein Brückenbogen; der rund 30 Meter hoch aufragende Bau ist eine der größten von den Römern erbauten Brücken gewesen.
  • Rocca Albornoz, im Auftrag von Gil Álvarez Carillo de Albornoz errichtete Burg aus dem 14. Jahrhundert am höchsten Punkt der Stadt (332 Höhenmeter).
  • Speco di San Francesco, ein ca. 13 km südöstlich des Ortes einsam gelegener Konvent, der vom Heiligen Franziskus 1213 gegründet und in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts vom Heiligen Bernhardin erneuert wurde.

Quelle Wikipedia

Narni 6

Also wenn man SEHR VIEL ZEIT hat …. 😁

Etwas Kultur ist nicht schlecht, aber wie immer man sollte nicht zur Übertreibung neigen.

Lago del Salto

Also sprach der Jojo zu Google Maps, mach mal ne schöne kurvige Route zum Lago del Salto. Und es wurde tatsächlich eine prima Tour präsentiert. Mitten durch die Pampa wo weit und breit nix ist, auch kein I-Net, funktioniert das wunderbar. Allerdings habe ich auch die Offline Karten auf Smartphone geladen. Muss ich mir merken, das Navigation so einfach sein kann. Da braucht es keine zusätzliche App.

Ich passiere Cottanello , das liegt in den Sabiner Bergen, welche schon zum zu den Abruzzen gerechnet werden. Es gibt ne Einsiedelei gegenüber am Berghang – Eremo di San Cataldo - und sonst gibt es eigentlich nicht viel, tendenziell gar nichts. Allerdings ist die Strecke absolut Motokompatibel mit sehr vielen Kurven und prima Asphalt. Da hat sich der Umweg, weg von der Hauptstrasse Terni – Rieti, doch gelohnt.

Cottanello 2

Cottanello 5

Am Lago del Salto war ich mal irgendwann in den 80er Jahren des letzten Jahrtausends. Hört sich uralt an und ist es auch. Mit der XJ650 Richtung Gargano ging damals die Tour quer durch die Abruzzen an die Küste. Schnellstrassen waren Fehlanzeige, da schlicht nicht vorhanden. Das war echt noch entschleunigtes Reisen, groß Kilometer am Tag machen war nicht drin. Der See ist mir über all die Jahre in guter Erinnerung geblieben. Landschaftlich wirklich wunderbar gelegen und die Uferstraße weißt so gut wie kein Stück gerade Straße auf. Alles prima, nur habe ich mich an das Sagenhaft gute Panini Prosciutto crudo ( Schinkenweckle) von damals erinnert. Wenn ich mir nix merke, aber sowas vergesse ich nicht. Nun gibt es heute hoch über dem See eine gut ausgebaute Fernstraße und somit ist unten in den Dörfern tote Hose. Man bekommt nichts bis gar nichts. Alles zu und verrammelt, also nix mit einem Panini, geschweige denn einem Teller Pasta.

 Lago del Salto 15

 

Zum Parco Naturale Regionale Sirente-Velino

Also geht es hungrig noch ein Stück weiter. Die nächst grössere Ortschaft, die passiere ist Magliano de’ Marsi. Das liegt am westlichen Rand der Sirente-Velino , ich sehe mehrere Eisdielen und halte natürlich sofort an. Die Schmerzen südlich der Lendenwirbel nehmen zu, so das eine längere Pause notwendig und sinnvoll ist. Das Eis ist gut und ein Café resetten Mensch und Maschine. Also kann es gut gestärkt hoch in den Nationalpark gehen. Der Park ist praktisch das Gegenstück zum Parco Nazionale del Gran Sasso e Monti della Laga. Nur durch das tiefe Tal des Flusses Aterno getrennt. Das sind schon zwei mächtige Massive und ich habe so gut wie keine Fotos gemacht. Wieso das denn, fragt sich der geneigte Leser zu Recht. Die Antwort ist ganz einfach. Ich bin nur Moto gefahren, was für eine rattenscharfe Gegend. Wieso bin ich hier noch nicht früher gefahren? I´ll be back – soon.

Parco naturale regionale Sirente Velino 1

Ab Magliano de’ Marsi geht es nur bergauf und wie. Super Straßen mit unzähligen Tornanti ( Grüssle nach Hofweier😊 ) lassen das Fahren zu einem wahren Vergnügen werden. Schliesslich erreicht man ein weites Hochplateau und ich sehe mir kurz Rocca di Cambio an. Ist jetzt nicht mein Fall, wirkt total ausgestorben auf mich, muss ich nochmal besuchen um abschließend urteilen zu können. Die Abfahrt ins Tal ist wieder der Hammer, also ich bin immer noch begeistert beim zweifingersuchsystem Tippen dieser Zeilen.

Parco naturale regionale Sirente Velino 4

Hoch zum Campo Imperatore, das gute Wetter ausnutzen, so sieht kurz und knapp die weitere Planung aus. Für Santo Stefano di Sessanio, meinem Tagesziel, bin ich viel zu früh dran, ausserdem komme ich von Oben auch hin. Navi? Brauch ich jetzt nicht mehr, hier war ich schon oft und vor allem sehr gerne. Die Auffahrt vorbei an der Seilbahn zum Campo Imperatore ist immer (wieder) ein Genuss. Erst die kurvenreiche Passage im Wald, um dann schon nach kurzer Zeit nach etwas Macchia in eine völlig baumlose Region zu kommen. Ein absolut faszinierendes Erlebnis, oder eher ein Genuss? Ein paar Multistradas ballern mit einem nicht ganz legalen Tempo an mir vorbei, während ich Fotos mache. Erstaunlich was Ducati hier in Italien für Auspuffanlagen verbaut. Irgendwie haben die hier andere TÜV Prüfer 😊

 Campo Imperatore 12

Campo Imperatore, herrliches Wetter, angenehme Temperaturen, was will man mehr? Paar Fotos, mal wieder gemacht, zum Observatorium hochgefahren und festgestellt, dass die Bar im Hotel zu hat. Nicht gut, da ich mich auf einen Cappuccino gefreut hatte. Also fahre ich wieder runter und der Cono Grande hüllt sich immer mehr in Wolken. Was für eine Fotolocation.

  

 

Santo Stefano di Sessanio

Campo Imperatore 48

Ich habe mir ne Art Doppelhaushälfte für die nächsten drei Tage gebucht. Die Rezeption zu finden ist ne Kunst, völlig verwinkelt imDorf gelegen. Hinweisschilder werden auch überbewertet, aber irgendwann finde ich es doch. Zur Location werde ich geguided. Ich staune nur, man was sind die „Strassen“ hier eng. Der Typ fährt mit nem kleinen Lancia vor mir her. An der engsten Stelle hat er rechts und links nen Centimeter platz an den Aussenspiegeln zur Hauswand. Meine Unterkunft ist perfetto, komplett ausgestattet und urig sowieso, sogar mit offenem Kamin. Lediglich kühles Bier fehlt im Kühlschrank. Was aber natürlich umgehend geändert wurde. Was nütz mir frisch geduscht zu sein, wenn ich Durst habe.

Santo Stefano di Sessanio 18

Santo Stefano ist eines der schönsten Dörfer Italiens und das ist wirklich so. Traumhaft in die Landschaft eingebettet gelegen, alles mehr oder weniger uralte Steinhäuser und winzige verwinkelte Gassen. Etwas ausserhalb ein kleiner See mit einer kleinen Kapelle. Ich bin schon öfters durchgefahren, aber übernachtet habe ich hier noch nie. Ganz schön blöd. Es muss nicht immer Rocca Calascio sein (was ursprünglich geplant war).

Fototechnisch ist der Ort auch ein Traum, Motive ohne Ende und so ziehe ich mit der Kamera zwischen den alten, pittoresken Häusern und engen dunklen Durchgängen, treppauf und treppab durch Santo Stefano. Wunderschöne Ecken und Winkel gibt es, viele Blumen und alles sehr gepflegt. Leicht ist das Leben für die ca 150 Einwohner sicher nicht, aber ich und die restlichen Touris spülen schon etwas Geld in die Kassen. Von den paar wenigen Feldern in dieser Höhe kann man sicher nur mehr schlecht als recht leben. Ob es ein schönes Leben hier ist? Das kann ich mir vorstellen, weg vom Trubel, kein Blödmarkt und Discounter in der Nähe. Das hat schon was und deswegen bin ich mittlerweile bald jährlich irgendwo hier in der Gegend. Es ist nichts für die Massen, eher für Leute, die wissen das Wenige, die Stille und die einzigartige Landschaft zu genießen.

Santo Stefano di Sessanio Essen 1

Und wie es so ist kommt, durch die viele frische Luft und das Rumturnen ist ein leichtes Hungergefühl auf einmal da. Also frage ich in der schönsten Stadt Ostfrieslands nach Tipps für die doch recht vielen Restaurants. Ratz fatz kommen die Infos via Threema aufs Handy und ich stehe vor Auswahl. Erst gehe ich dort hin, dann da, aber alles zu. Schliesslich finde ich doch was und bin total fasziniert. Was eine Location …eine alte Schmiede … keine Ahnung … völlig abgefahren hier! Wie soll ich das beschreiben. Die Wände voll Russ und Flecken. Ein Eimer Alpina Weiss reicht, trotz hoher Deckkraft, hier definitiv nicht. Das Interieur uralt, lediglich einige wenige elektrische Lichtquellen, ansonsten Kerzen. Tische und Stühle, roh und mehr oder weniger unbehandelt. Irgendwann war mal wohl mal Farbe dran. Und … die Küche zaubert aus der winzigen Speisekarte exzellentes, der offene Rote war ebenso. Ich komme wieder!

Santo Stefano di Sessanio Essen 3